41. Deutscher Hausärztetag
Kritik am SpiFa – „Kampfansage an die hausärztliche Versorgung“
Die Hausärzte sehen ihre Leistungen in der Pandemie unterbewertet. Eine Meldung des Fachärzteverbands sorgte auf dem Hausärztetag ordentlich für Knatsch.
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Die Delegierten beim 41. Hausärztetag waren in Kampfstimmung bei der Frage, wer am meisten in der Corona-Pandemie dazu beigetragen hat, dass die Kliniken nicht überrrannt wurden.
© Ezio Gutzemberg / stock.adobe.com
Berlin. Die Delegierten des Deutschen Hausärzteverbandes waren empört. Als „Kampfansage an die hausärztliche Versorgung“ bezeichnete die Vorsitzende des Landesverbandes Rheinland-Pfalz, Barbara Römer, eine Pressemeldung des Fachärzteverbandes SpiFa aus der vergangenen Woche. Darin nahmen die Gebietsärzte für sich in Anspruch, im Bundesdurchschnitt 60 Prozent des Leistungsbedarfes in der ambulanten ärztlichen Versorgung abzuarbeiten.
Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hatte zunächst versucht, die Wogen zu glätten. Man müsse nicht über jedes Stöckchen springen, dass die Fachärzte den Hausärzten hinhielten. Doch die Delegierten waren längst in Rage. „60 Prozent, das ist lachhaft, der Witz des Tages“, wetterte Lars Rettstadt aus Westfalen-Lippe. Der SpiFa starte einen weiteren Versuch, die Leistung der Primärversorgung in den Schatten zu stellen.
„Hausärzte hielten die Rübe hin“
Der Beitrag der Hausärzte werde vom System nicht gewürdigt. Nicht die Fachärzte, sondern die Hausärzte hätten in der Pandemie das meiste dazu beigesteuert, die Krankenhäuser leer zu halten. Der geldwerte Vorteil dieses Einsatzes verschwinde gleichwohl in den Krankenhäusern, betonten mehrere Redner. „Die Hausärzte haben nicht nur in der Pandemieversorgung, sondern auch in der Regelversorgung die Rübe hingehalten“, sagte Dr. Wolfgang Kreischer, Chef des Hausärzteverbands Berlin-Brandenburg. In Berlin hätten sich die Fachärzte teilweise aus der Versorgung zurückgezogen, die Hausärzte hätten die Versorgung aufrechterhalten. Das habe eine Analyse der Ausgleichszahlungen für das erste Quartal ergeben.
Jetzt sollen Zahlen sprechen
Konkrete Belege lieferte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John, selbst Hausarzt, noch im Verlauf der Sitzung. Seinen Zahlen zufolge haben die Hausärzte in dem Bundesland in den beiden ersten Quartalen mehr als 80 Prozent des Gesamtvolumens der über die „Corona-Ziffer“ GOP 88240 abzurechnenden Leistungen erbracht. Der Hausärztetag einigte sich darauf, diese Zahlen in allen 17 KV-Bezirken abzurufen.
Der Vorsitzende war längst auf den allgemeinen Tenor eingeschwenkt „Fachärzte können keine Pandemie“, wetterte Weigeldt. Es gebe zudem keine Nachrichten über furchterregende Schäden aufgrund während der Pandemie geschlossener Facharztpraxen“.
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