Fünf Versorgungsstufen
Kultusministerien und Unikliniken entwerfen neue Grundlagen für die Krankenhausplanung
In der künftigen medizinischen Versorgung sollen die 38 Universitätskliniken die führende Rolle übernehmen: So steht es im gemeinsamen Positionspapier der Bundesländer und Universitätsmedizin.
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Blick in die Notfallabteilung der Universitätsklinik in Leipzig. Die Kultusbehörden der Länder und der Verband der Universitätsklinika fordern eine Neuausrichtung der Krankenhauslandschaft und eine Führungsrolle für die Spitzenmedizin.
© Jan Woitas / dpa / picture alliance
Berlin. Vertreter der Hochschulmedizin und der Kultusministerkonferenz der Länder haben eine zügige Umsetzung der Krankenhausreform gefordert.
Im internationalen Vergleich verfüge Deutschland über eine „sehr hohe Dichte an Krankenhäusern und Bettenkapazitäten“, heißt es in einem am Donnerstagabend vorgestellten Positionspapier zur Universitätsmedizin. Ambulante Versorgungsangebote im Krankenhaus und sektorenübergreifende Versorgung seien hingegen nur schwach ausgeprägt.
Universitätskliniken als Versorgungskoordinatoren
„Die Herausforderungen können nur gemeistert werden, wenn die Universitätsklinika verstärkt in die Lage versetzt werden, ihre führende Rolle in der Gesundheitsversorgung dauerhaft gewinnbringend für alle entfalten zu können“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Bildungs- und Forschungsministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag. Ziel sei, den Unikliniken eine Koordinierungsfunktion in regionalen und sektorenübergreifenden Versorgungsnetzwerken zukommen zu lassen, betonte Prien.
Dass die Universitätskliniken über den umfassendsten Versorgungsauftrag verfügten, sei seit jeher Versorgungsrealität, sagte Professor Jens Scholz, Erster Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD). „Wir fordern im Schulterschluss mit der KMK, dass sich dies nun auch in der Krankenhausreform niederschlagen muss und die Universitätsklinika endlich dementsprechend finanziert werden“, sagte Scholz.
Koalition sieht Spitzenmedizin in eigener Versorgungsstufe
In Deutschland gibt es 38 Universitätskliniken und fünf der Universitätsmedizin assoziierte Krankenhäuser. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP werden fünf stationäre Versorgungsstufen skizziert, an deren Spitze die Universitätskliniken stehen sollen.
In dem Positionspapier fordern die Kultusminister, die Universitätskliniken und der Medizinische Fakultätentag die Umsetzung dieses Konzepts und eine finanzielle Besserstellung der Spitzenmedizin. Hergestellt werden könnten die Versorgungsstufen durch eine Hierarchisierung der Fallpauschalen.
Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Expertise könne die Universitätsmedizin in den Bereichen Innovation, Interdisziplinarität und Seltene Erkrankungen Leistungen erbringen, die anderen Krankenhäusern in der Regel nicht möglich seien.
Mehr ambulante Versorgung an Krankenhäusern
Der Umbau müsse zudem dazu führen, dass die Versorgungsstufen in der Landeskrankenhausplanung berücksichtigt würden. Regionale Versorgungsnetze mit Unikliniken als Koordinatoren müssten hier zum Leitbild werden. Gleichzeitig solle die ambulante Versorgung durch Krankenhäuser gestärkt werden, da ein bedeutender Anteil der stationären Behandlungen ohnehin nur kurzzeitig erfolge.
Die Autorinnen und Autoren des Positionspapiers betonen ausdrücklich, dass ambulante Versorgung im Krankenhaus nicht immer mit einer ambulanten Versorgung im vertragsärztlichen Bereich gleichzusetzen sei. In dünn besiedelten Regionen müssten Krankenhäuser allerdings verstärkt in die ambulante Behandlung und Leistungsangebote wie die Kurzzeitpflege eingebunden werden. Sie könnten dann über Versorgungsnetzwerke telemedizinisch mit Universitätskliniken und Maximalversorgern zusammenarbeiten.
Medizinstudium soll auf Teamarbeit vorbereiten
Die Kultuspolitiker und die Mediziner fordern in ihrem Papier zudem, die Attraktivität medizinischer Fachberufe aufzuwerten, um Personal zu gewinnen und zu halten. „Alte Berufsauffassungen“ dürften bei der Verteilung von Kompetenzen keine Rolle mehr spielen. Auch die ärztliche Ausbildung nimmt das Papier in den Blick.
Dafür bleibe ein universitäres, kompetenzorientiertes Studium, das auf eine patientenorientierte ärztliche Tätigkeit in stationären wie ambulanten professionsübergreifenden Teams vorbereite, unerlässlich. (af)