Neuer BPI-Vorstandschef
"Leistung adäquat honorieren"
Dr. Martin Zentgraf ist neu an der Spitze des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI).
Veröffentlicht:Im Interview spricht er über den Pharmastandort Deutschland, seine Erwartungen an die Bundesregierung und seinen Leitgedanken "Respekt".
Ärzte Zeitung: Herr Zentgraf, welche veränderten Bedingungen sind notwendig zur Stärkung des Pharmastandorts Deutschland?
Dr. Martin Zentgraf: Bei dem von der Bundesregierung angekündigten ressortübergreifenden Dialog mit der pharmazeutischen Industrie, was ich übrigens als hoffnungsvolles Zeichen sehe, geht es um die Sicherung des Pharmastandorts. Dazu gehört unter anderem ganz klar eine Veränderung der Rahmenbedingungen bei den Rabattverträgen.
Unter den jetzigen Ausschreibungsbedingungen haben wir Unternehmen überhaupt keinen Schutzmechanismus mehr. Die Ausschreibung von Rabattverträgen zum Stichtag des Patenablaufs führt zur Oligopolisierung. Um eine fortschreitende Marktverzerrung zu verhindern, fordern wir eine Karenzzeit von anderthalb Jahren.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in den Dialog mit der Bundesregierung?
Zentgraf: Wir haben wichtige Ziele im Dreiklang aus Dialog, Forschung an bewährten Wirkstoffen und vernünftigen Rahmenbedingungen für Arzneimittel in Zulassung und Erstattung. Ich habe mir als Vorstandvorsitzender des BPI wichtige Ziele vorgenommen, die nicht morgen umgesetzt werden können. In diesem Prozess gibt es viele dicke Bretter, die wir bohren müssen.
Mit welchen Themen möchten Sie Ihren Leitgedanken "Respekt" ausfüllen?
Zentgraf: Wir erwarten, dass man uns zubilligt, Gutes leisten zu wollen und Gutes zu leisten - und eine Leistung muss adäquat honoriert werden. Wenn in der öffentlichen Debatte über Forschung diskutiert wird, geht es immer um Sprunginnovationen, um neue Substanzen.
Es wird deutlich verkannt, dass auch mit kleinen Veränderungen eines bewährten Wirkstoffs ein deutlicher Mehrwert für Patienten erzielt werden kann, der häufig auch eine Effizienzsteigerung in der Versorgung bedeutet.
Dieser Fortschritt wird negiert, gleichgesetzt mit Stillstand und als Scheininnovation diskreditiert. Wir fordern deshalb einen Unterlagenschutz von mindestens fünf Jahren. Darüber hinaus dürfen diese Arzneimittel nicht automatisch in Festbetragsgruppen eingeordnet werden und es ist dringend erforderlich ein Austauschgebot einzuführen.
Das Interview führte Ursula Jung