Kommentar zur Arztstatistik

Massives Ungleichgewicht

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Der Spott des GKV-Spitzenverbandes - "Selbst wenn hinter jedem Versicherten ein Arzt stünde, würden KBV und BÄK die Legende vom Ärztemangel erzählen" - ist ein weiteres Beispiel dafür, mit welcher Ignoranz Kassenfunktionäre ihren Versorgungsauftrag wahrnehmen.

Bei genauer Betrachtung der Arztzahlstatistik sind einige Entwicklungen alarmierend: Trotz bereits jahrelanger Bemühungen, die hausärztliche Versorgung zu stärken, wird hier in den nächsten Jahren eine Auszehrung stattfinden. Mehr als 11.000 Allgemeinärzte - das ist genau ein Drittel - ist 60 Jahre und älter; sie werden in näherer Zukunft ausscheiden. Dem stehen aber pro Jahrgang nur etwa mehr als 1000 neu weitergebildete Fachärzte für Allgemeinmedizin gegenüber. Über 60 Prozent davon sind Frauen.

Mit Geld allein lässt sich die Auszehrung nicht abwenden. Notwendig ist vielmehr eine gründliche Reorganisation, die ärztliche Arbeitskraft deutlich effizienter als heute einsetzt.

Lesen Sie dazu auch: Arztstatistik: Immer mehr Ärzte in Teilzeit Arztzahlen 2013: Stagnation bei freiberuflichen Ärzten

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 16.04.201412:49 Uhr

Arztstatistiken für Anfänger!

Wer wie Florian Lanz als Sprecher des Spitzenverbandes Bund (SpiBu) der Gesetzlichen Krankenkassen derart unintelligent twittern muss: "Selbst wenn hinter jedem Versicherten ein Arzt stünde, würden KBV und BÄK die Legende vom Ärztemangel erzählen" sollte erst mal versuchen, die neuesten Arztstatistiken der BÄK zu lesen, zu verstehen oder evtl. jemanden zu fragen, der sich damit auskennt.

Zum Ende 2013 gab es lt. Bundesärztekammer (BÄK) 357.200 berufstätige Ärztinnen und Ärzte mit den unterschiedlichsten, auch völlig berufsfremden Tätigkeitsmerkmalen. Im Ruhestand bzw. o h n e Tätigkeit waren 113.000, im a m b u l a n t e n Bereich waren 145.900 tätig. Der stationäre, klinische Bereich hat sich wegen zunehmender Arbeitsteilung, Spezialisierung und Teilzeittätigkeit auf 181.000 Kolleginnen und Kollegen erhöht. In Behörden oder Körperschaften (außer im Bundesgesundheitsministerium!) arbeiteten 9.600, in anderen Bereichen 20.000. Als niedergelassene Vertrags-Ärzte arbeiten nur noch 123.600 Kolleginnen und Kollegen für knapp 81 Millionen Einwohner in Deutschland.

Berücksichtigt werden muss bei diesen Statistiken, dass a l l e Ärztinnen und Ärzte, die jemals eine Approbation in Deutschland erhalten haben und noch nicht verstorben sind, mitgezählt werden. Auch diejenigen, die dauerhaft im Ausland arbeiten.

Um auf Florian Lanz zurückzukommen, der unglückseligerweise zur Vertragspartnerschaft aller Vertragsärzte, der KVen und der GKV-Kassen gehört: Ihm sei nochmals ins Stammbuch geschrieben, dass somit in Deutschland auf 1 Vertragsarzt/-ärztin 655 Einwohner kommen. Und d a s ist u n s e r medizinischer Versorgungsauftrag, n i c h t der des SpiBu!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
Quelle: http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Stat13Abbildungsteil.pdf

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