Lieferengpässe

Mehrzahl der Bürger wünscht sich Arzneien „Made in EU“

Auch wenn Arzneimittel dadurch teurer würden: Über 90 Prozent der Bundesbürger sind dafür, die Produktion wieder verstärkt nach Deutschland und in die EU zu holen.

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Arzneimittel aus heimischer Produktion sollen das Risiko von Lieferengpässen minimieren helfen – gerade in Pandemiezeiten.

Arzneimittel aus heimischer Produktion sollen das Risiko von Lieferengpässen minimieren helfen – gerade in Pandemiezeiten.

© Frank Rumpenhorst / dpa / picture-alliance

Stuttgart. Die Deutschen haben zwar grundsätzlich Vertrauen in unser Gesundheitssystem: Immerhin zwei Drittel meinen, dass die Politik auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung für alle Bürger sicherstellen wird. Dennoch sagen 92 Prozent – und damit die große Mehrheit –, dass bestimmte Medikamente und Schutzmaterialien künftig wieder verstärkt in Deutschland oder Europa produziert werden sollten. Dafür würden sie auch Preissteigerungen in Kauf nehmen. ,

So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung, für die das Meinungsforschungsinstitut forsa Ende Mai 1011 Bundesbürger im Alter ab 18 Jahren befragt hat.

Reformen jetzt anschieben

Die Bürger sehen bei allem Vertrauen aber auch Reformbedarf. 16 Prozent würden das deutsche Gesundheitswesen dabei von Grund auf verändern, 69 Prozent hingegen nur in Teilbereichen. Dabei steht ganz oben auf der Liste, dass die Gesundheitsversorgung für den Einzelnen bezahlbar bleibt: 98 Prozent der Umfrageteilnehmer finden das sehr wichtig (76 Prozent) beziehungsweise wichtig (22 Prozent). 97 Prozent sagen zudem, dass die Arbeitsbedingungen fürs Pflegepersonal verbessert werden sollten.

Dass jeder Bürger den gleichen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung erhalten sollte, fordern 96 Prozent – (72 Prozent sehr wichtig, 24 Prozent wichtig). Fast zwei Drittel meinen außerdem, dass die Gesundheitsämter künftig mit mehr Personal und Ausrüstung ausgestattet werden sollten.

Jüngere fordern mehr Investitionen in medizinische Ausbildung

„Das deutsche Gesundheitssystem hat den Corona-Stresstest bisher gut gemeistert. Das weiß die Bevölkerung zu schätzen“, sagt Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert Bosch Stiftung. „Sie sieht aber durchaus, dass unser Gesundheitssystem an vielen Stellen unter Druck steht.“

Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Reformwünsche je nach Alter der Bürger. Investitionen in die Ausbildung von medizinischem Personal sehen etwa vor allem Menschen unter 30 Jahren als sehr wichtig an, mehr Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Pandemien hingegen die über 60-Jährigen.

Bürger wünschen sich bessere Wissensvermittlung in Schulen

Mehr gemacht werden müsste nach Ansicht der Bundesbürger aber auch in Sachen Prävention und Gesundheitskompetenz. 89 Prozent meinen, dass Grundkenntnisse zum Thema Gesundheit künftig als fester Bestandteil an Kitas und Schulen vermittelt werden sollten.

„Nach der Krise müssen Themen wie die Weiterentwicklung der Pflegeberufe, die Stärkung der Versorgungsstrukturen in der Fläche und eine Überarbeitung der Sozialgesetzgebung ganz oben auf der Agenda stehen“, meint Klapper. (reh)
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