Kommentar zur Woche der seelischen Gesundheit

Minister für einsame Seelen!?

Einsamkeit kann psychisch krank machen. Die Gesellschaft sollte gegensteuern – ein Ministerium reicht da bei Weitem nicht.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Wer Seite 118 im Koalitionsvertrag von Union und SPD aufschlägt, findet dort einen Satz, der nach Allgemeinplatz klingt: „Angesichts einer zunehmend individualisierten, mobilen und digitalen Gesellschaft werden wir Strategien und Konzepte entwickeln, die Einsamkeit in allen Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen.“

Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein ernstes, ein wachsendes Problem. Denn das Gefühl von Einsamkeit kann – wenn es unfreiwillig ist – zu schweren Krankheiten, auch seelischen, führen. Und es irrt, wer meint, einsam fühlten sich nur ältere Menschen. Das Phänomen frisst sich durch alle Altersgruppen und fordert auch Hausärzte und Psychologen als Ansprechpartner heraus.

Großbritannien reagierte im vergangenen Jahr und ernannte eigens eine „Ministerin für Einsamkeit“. Das ist gut gemeint, erweist sich aber als reine Symbolpolitik. Vereinsamung kommt man nur durch mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und größere Achtsamkeit dem Nächsten gegenüber bei.

Beides ließe sich in Kitas und Schulen „trainieren“ und später durch ehrenamtliches Engagement vertiefen. Dafür sollte der Staat Freiräume und Anreize schaffen. Einen Bundesminister für einsame Herzen braucht es nicht.

Lesen Sie auch: Einsamkeit kratzt stark an der Psyche

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