Tor zum Land
NRW lockt Quereinsteiger zur Allgemeinmedizin mit Geld
Weil die Landarztquote Jahre braucht, um zu wirken, greift die NRW-Landesregierung in die Förderschatulle. Besonders Quereinsteiger in die Allgemeinmedizin werden angesprochen.
Veröffentlicht:KÖLN. In Nordrhein-Westfalen wird der Wechsel von Ärzten anderer Fachrichtungen in die Allgemeinmedizin künftig finanziell gefördert. Voraussetzung ist, dass sich die künftigen Hausärzte in einer unterversorgten Region niederlassen. Das sieht ein "Konsenspapier zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung" des Landesgesundheitsministeriums, der KVen, der Ärztekammern und der Krankenkassen vor.
Sie hatten sich im Frühjahr erstaunlich schnell über die wesentlichen Punkte des Konsenspapiers verständigt, die Unterzeichnung dauerte nicht zuletzt wegen der Sommerferien aber. Hauptzielgruppe sind Allgemeininternisten, aber auch Fachärzte wie Anästhesisten oder Chirurgen werden angesprochen.
Um Einkommensverluste während der Weiterbildungszeit zu kompensieren, erhalten die Ärzte für einen Zeitraum zwischen zwölf und 24 Monaten eine Förderung von bis zu 9000 Euro monatlich. Dafür müssen sie in eine Kommune gehen, die nicht mehr als 40.000 Einwohner hat.
KVen und Kassen teilen sich Kosten
Die Kosten übernehmen KVen und Krankenkassen je zur Hälfte. Absolvieren die Ärzte die Weiterbildung in einer Region, die bereits als unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht eingestuft ist, schießt das Land weitere 500 Euro im Monat zu.
Der Quereinstieg ist Teil einer Reihe von Initiativen, auf die Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Kampf gegen den Hausarztmangel in ländlichen Regionen setzt. Dazu gehören die Landarztquote oder die Schaffung zusätzlicher Studienplätze. Bei diesen dauere es aber, bis sie wirken, sagt Laumann. "Beim Quereinstieg sieht das anders aus: Damit können wir sehr kurzfristig zusätzliche Hausärzte gewinnen", hofft er.
"Das geschnürte Maßnahmenpaket ist ein wichtiger Beitrag, um den Quereinstieg in die hausärztliche Versorgung attraktiver zu machen und dem Hausarztmangel in ländlichen Regionen kurzfristig zu begegnen", begrüßt der Vorsitzende der KV Westfalen-Lippe Dr. Gerhard Nordmann das Konsenspapier. Es sei eines von mehreren sinnvollen Projekten.
"Die Kolleginnen und Kollegen, die sich für einen Quereinstieg entscheiden, werden mit ihrer fachlichen Expertise einen wertvollen Beitrag zur ambulanten Versorgung leisten", erwartet sein Counterpart in der KV Nordrhein Dr. Frank Bergmann.
"Im Sinne der Versorgung agiert"
Dirk Ruiss, Leiter des Ersatzkassenverbands Vdek in NRW, lobt den gemeinsamen "Kraftakt" von Politik, Kassen und ärztlicher Selbstverwaltung. "Alle haben gemeinsam im Sinne der Versorgung agiert."
Den Beteiligten sei klar, dass der Quereinstieg das Problem der hausärztlichen Versorgung auf dem Land nicht löse, betont Tom Ackermann, Chef der AOK Nordwest. "Aber er ist ein wichtiger Baustein mit einer eher kurzfristigen Wirkung."