Geplante Bundesratsinitiative
NRW plant neuen Anlauf zur Widerspruchslösung bei der Organspende
In NRW ist die Zahl der Organspenden besonders drastisch zurückgegangen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann betonte in einem Medienbericht die Dringlichkeit für eine Reform der Widerspruchslösung.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen will einen neuen Anlauf nehmen, um eine Widerspruchslösung bei der Organspende durchzusetzen. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einem Interview der „Rheinischen Post“ (Montag) an: „Wir müssen das Thema Widerspruchslösung dringend angehen.“ Man habe dazu jüngst einen entsprechenden Kabinettsbeschluss gefällt. „NRW wird im November eine entsprechende Initiative in den Bundesrat einbringen. Ich bin derzeit dabei, bei den anderen Ländern dafür zu werben, sich diesem Vorhaben anzuschließen.“
Bei der Widerspruchslösung müssen Menschen einer Organspende zu Lebzeiten widersprechen, sofern sie diese ausdrücklich nicht wollen. Ansonsten würden sie, sofern alle anderen Voraussetzungen erfüllt sind, nach einem Hirntod als potenzielle Organspender gelten.
Schlechteste Entnahme-Zahlen seit vier Jahren
Laumann erläuterte, wenn man sich die objektiven Zahlen anschaue, werde die Dringlichkeit deutlich: „Mehr als 8.000 Patienten warten derzeit auf ein Organ. Zugleich haben wir die schlechtesten Entnahme-Zahlen seit vielen Jahren."
Deprimierende Bilanz der Fachgesellschaft
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Die Organspenden in NRW seien im Bundesvergleich besonders zurückgegangen: 2022 gab es im Vergleich zum Vorjahr dem Gesundheitsminister zufolge bundesweit 6,9 Prozent weniger Spenden. In NRW seien es 18 Prozent weniger gewesen. „Und wir haben unterhalb der Widerspruchslösung wirklich alles gemacht, was man tun konnte: Werbung, Ansprache durch die Hausärzte, all dies passiert doch längst und schlägt sich nicht in höheren Zahlen nieder", sagte Laumann. „Wir sind wirklich eines der wenigen Länder in Europa, das sich da derart sperrt.“ Länder mit Widerspruchslösung seien da messbar besser unterwegs.
Mit Blick auf mögliche Widerstände unterstrich der Minister: „Wenn ein Mensch sagt: 'Ich möchte das nicht.' Dann ist das völlig legitim und überhaupt nicht zu kritisieren.“
Widerspruch bleibt möglich
Im Rahmen der Initiative des Bundesrates werde man dem Bundestag empfehlen, dass Verfahren so zu gestalten, dass die Hinterbliebenen am Ende auch noch widersprechen könnten. „Aber Organspenden retten das Leben der Empfängerinnen und Empfänger", sagte Laumann. „Ich finde, wir können und sollten die Entscheidung, ob man spenden möchte oder nicht, erwachsenen Menschen durchaus zumuten.“ (KNA)