Bremen geht voran
Natürliche Geburt statt Sectio
Schwangerschaft ist keine Krankheit: In Bremen startet deswegen jetzt ein breites Bündnis, das die natürliche Geburt stärkten und die Sectiorate im kleinsten Bundesland senken will.
Veröffentlicht:BREMEN. Das Bremer Gesundheitsressort, Gynäkologen und Hebammen, Kinderärzte und Krankenkassen haben sich am vergangenen Mittwoch zum "Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt" zusammengeschlossen.
Es soll unter anderem evidenzbasierte und patientenorientierte Betreuungskonzepte entwickeln, hieß es.
"Gesundheitspolitisch steht außer Frage, dass schwangere Frauen primär darin gestärkt und unterstützt werden sollten, ihr Kind natürlich zu gebären", sagt Gesundheitssenator Hermann Schulte-Sasse.
"Bremen ist dafür bekannt, Fragen der Frauengesundheit besonderes Augenmerk zu widmen und insbesondere die Medikalisierung weiblicher Lebensphasen, also zunehmende medizinische Einflüsse und Eingriffe in alle Lebensbereiche, kritisch zu hinterfragen", so der Gesundheitssenator.
Mehr Beratung für werdende Mütter
Jedes dritte Kind in Bremen kommt per Kaiserschnitt zur Welt, teilt das Gesundheitsressort mit.
Das Bündnis will nun Empfehlungen für die Betreuung von Schwangerschaft und Geburt erarbeiten, um so den primär gesunden Prozess der Schwangerschaft zu unterstützen.
Die Beratung von Frauen und Paaren soll gestärkt und Informationsdefizite so vermindert werden. Zudem gehe es um die Frage, "wie sehr Klinikorganisation und Versorgungsstruktur das Vorgehen von Hebammen beeinflussen."
"Schwangerschaft ist keine Krankheit", sagte Bremens Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe. "Leider wird Schwangerschaft heute viel zu oft als Risikofaktor gesehen", klagt sie.
Strukturelle und wirtschaftliche Faktoren tragen ihrer Ansicht außerdem dazu bei, "dass eine natürliche Geburt häufig nicht die Zeit bekommt, die sie braucht oder schon im Vorfeld vorschnell für einen Kaiserschnitt plädiert wird." (cben)