Neue Corona-Kampagne vorgestellt
Lauterbach lobt Hausärzte für Impf-Einsatz
Mit einer neuen Kampagne wirbt Gesundheitsminister Karl Lauterbach für die Corona-Impfung. An die Bundesländer appelliert er, rasch Vorgaben zum Maskentragen in Innenräumen zu erlassen.
Veröffentlicht:Berlin. Mit einer neuen Kampagne zum Impfen und zum Tragen von Schutzmasken will Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach der Corona-Herbstwelle begegnen. „Diese Kampagne ist mehr als ein Aufruf zur Impfung. Sie macht bewusst, dass Pandemie nicht nur Statistik ist, sondern vielmehr eine Summe von Einzelschicksalen“, erklärte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin.
Es handele sich um „keine Angstkampagne“, so Lauterbach. Im Rahmen der Aktion, die unter dem Motto „Ich schütze mich“ steht, gingen vielmehr 84 Bürgerinnen und Bürger stellvertretend für 84 Millionen Menschen in Deutschland mit gutem Beispiel voran und schützten sich vor der Pandemie – indem sie ihren Impfschutz aktualisierten, Masken trügen und aufeinander Rücksicht nähmen.
„Können gut über den Winter kommen“
Dank der auf die derzeit dominierende Virusvariante BA.5 angepassten Impfstoffe habe man „alle Möglichkeiten“ in der Hand, „um gut über diesen Winter zu kommen“. Von alleine bremse sich die neue Infektionswelle nicht ab.
Mit Blick auf die Infektionszahlen gehe er von einer Untererfassung aus, da viele Menschen einen positiven Schnelltest nicht mittels PCR-Test bestätigen ließen, so Lauterbach. Die Gesamtzahl der Corona-Infektionen dürfte daher drei bis vier Mal so hoch liegen, wie es die offizielle Statistik ausweise. „Und das bedeutet, dass wir derzeit möglicherweise nicht 100.000 neue Fälle haben, sondern, wenn man alle Fälle zählen würde, bis zu 400.000 Fälle.“
„Wie zur Spitze der Sommerwelle“
DKG-Chef Gaß besorgt wegen steigender Corona-Fallzahlen
Lob für Einsatz der Hausärzteschaft
Die gute Nachricht sei, dass sich vor allem wegen des Einsatzes der Hausärztinnen und Hausärzte neue Erfolge bei der Impfkampagne gegen COVID-19 zeigten, sagte Lauterbach. „Die Hausärzte bieten jetzt sehr offensiv und evidenzbasiert die neuen Impfstoffe an.“ An diesem Donnerstag habe es erstmals seit langer Zeit wieder einen „sechsstelligen Impferfolg“ gegeben. An einem Tag seien mehr als 100.000 Impfungen verabreicht worden. „Es geht aufwärts.“
Lauterbach betonte, bei vielen Bundesbürgern sei „das Bewusstsein da“, dass Corona zurück sei. Deshalb starte die Impfkampagne jetzt zum richtigen Zeitpunkt. Hätte die Bundesregierung die Kampagne früher gestartet, „dann hätten wir das Pulver verschossen, bevor die Schlacht begonnen hat“. Die Gesamtkosten für die Kampagne bezifferte Lauterbach auf rund 32,7 Millionen Euro. Das entspreche etwa 40 Cent je Bundesbürger.
Kein Verwurf von Corona-Medikament Paxlovid®
Zufrieden zeigte sich Lauterbach auch beim Einsatz von Paxlovid®. Die Nutzung des Corona-Medikaments steige dank der „guten Zusammenarbeit“ mit dem Deutschen Hausärzteverband. Entlang einer Leitlinie lasse sich „sehr simpel“ bestimmen, wer für das Medikament infrage komme. Viele der ursprünglich beschriebenen Kontraindikationen hätten sich nicht bestätigt, „sodass der Kreis derer, wo das Medikament genutzt werden kann, viel größer geworden ist“.
Ziel sei es, die Erfolge, die mit Paxlovid® in den USA erzielt worden seien, „zu reproduzieren“, so Lauterbach. Mit einem Verfall des Medikaments sei nicht zu rechnen. Mithilfe des Paul-Ehrlich-Instituts sei erreicht worden, dass die Haltbarkeit von Paxlovid® bis in den Oktober 2023 hinein verlängert werden konnte. „Wir werden das Medikament über die gesamte Strecke der nächsten Monate einsetzen können.“
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„Ehrliches Wort an die Länder“
An die Länder appellierte Lauterbach mit einem „ehrlichen Wort“, angesichts der steigenden Fallzahlen wieder Vorgaben zum Masketragen in Innenräumen zu erlassen. „Es ist jetzt wirklich an der Zeit.“ Die Inzidenzen stiegen, die Zahl der Todesfälle „mit und an Corona“ nehme ebenfalls zu, Intensivstationen belegten sich und stünden mancherorts vor Überlastung. „Die Richtung, in die wir unterwegs sind, ist keine gute.“
Eine Lehre aus der Pandemie laute: „Je früher man die Bremse tritt, desto besser ist es.“ Daher wäre es sinnvoll, mit geringen Einschränkungen „jetzt“ zu arbeiten, als mit „sehr drastischen Einschränkungen spät zu reagieren“.
Bund und Länder hätten über die Sommermonate hinweg an einem neuen Infektionsschutzgesetz gearbeitet. Das Gesetz könne am Ende aber nur so gut sein, wie es angewendet werde. Eine neue nationale Pandemie-Notlage, die dem Bund weitgehende Regelungsbefugnisse einräumen würde, schloss der Minister aus. „Das wird nicht stattfinden.“ (hom)