Mangelnde Hilfe beklagt

Lauterbachs heftiger Vorwurf: Kassen interessieren sich nicht für Long-COVID-Patienten

Das werden die Krankenkassen nicht gerne hören: Bundesgesundheitsminister Lauterbach wirft ihnen vor, Long-COVID-Patienten zu schnell unters Dach der Rentenversicherung abzuschieben.

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Eine Frau auf einem Laufband im Rahmen einer Reha-Behandlung.

Blick in eine Reha-Einrichtung. Werden Long-COVID-Patienten zu schnell in die Reha verwiesen, noch bevor sie eine Chance hatten, an einer Long-COVID-Sprechstunde teilzunehmen?

© Christin Klose / picture alliance / dpa-tmn

Berlin. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) hat Krankenkassen vorgeworfen, Patientinnen und Patienten mit Long-COVID bei der Behandlung nicht ausreichend zu unterstützen.

„Die Krankenkassen wollen zum Teil diese jungen Leute aussteuern“, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. „Sie gehen dann quasi aus dem Rechtskreis des Beschäftigten, der Krankenkassenleistungen bekommt, in die Rentenversicherung hinüber. Das ist natürlich nicht richtig.“

Die Betroffenen sollten dann eine Reha unter dem Dach der Rentenversicherung machen, und wenn die Betroffenen nicht ausreichend Fortschritte machen würden, dann rücke eine Erwerbsminderungsrente näher.

Lauterbach sagte: „Natürlich muss eine Erwerbsminderungsrente bei denjenigen, wo es nicht anders geht, möglich sein. Aber an dem Punkt sind ja viele auch nicht.“ Künftig solle der „Automatismus“ gebrochen werden, über die Reha in die Erwerbsminderungsrente zu rutschen. Bei jüngeren Menschen „ist das nicht der richtige Weg“.

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Die Publizistin Margarete Stokowski, die selbst unter Long-COVID leidet, berichtete: „Ich habe jetzt seit Anfang des Jahres die Krankheit, und mein erster Termin in der Long-COVID-Sprechstunde in der Charité hier in Berlin ist in der zweiten Novemberhälfte - und das war der frühestmögliche Termin.“ Zudem wolle ihre Krankenkasse sie zwingen, eine Reha zu beantragen. Für ihr persönliches Krankheitsbild komme aber gar keine Reha infrage.

Verärgert reagierte der GKV-Spitzenverband auf die Vorwürfe des Ministers: Die ebenso pauschale wie allgemeine Behauptung, dass die Krankenkassen Patienten mit Long-COVID zum Teil aus finanziellen Gründen aussteuern wollen, entbehre jeder Grundlage „und wird von uns in aller Deutlichkeit zurückgewiesen", so Sprecher Florian Lanz.

Die gesetzlichen Krankenkassen würden alles tun, um für ihre 73 Millionen Versicherten eine gute medizinische und pflegerische Versorgung zu ermöglichen. Den Eindruck zu erwecken, dass dies bei Long-COVID-Patientinnen und -Patienten nicht der Fall sei, sei unverantwortlich. (dpa/juk)

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