Terminservicestelle
Nordrhein lagert aus und kritisiert
Die Terminservicestelle habe sich mittlerweile etabliert, meldet die KV Nordrhein. Trotzdem ist der neue Vorstand unzufrieden: Dr. Frank Bergmann kritisiert, der zeitliche und finanzielle Aufwand sei viel zu groß. Nun wird der Service an einen externen Dienstleister ausgelagert.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Die KV Nordrhein (KVNo) baut ihre Terminservicestelle um. Die Terminvermittlung wird ab dem 1. März von einem externen Dienstleister übernommen, dem Unternehmen Sanvartis.
Zurzeit vermitteln Mitarbeiterinnen des Patienten-Informationsdienstes der KVNo Termine bei Fachärzten. "Wir brauchen die Kapazität der Mitarbeiterinnen wieder für ihre eigentlichen Aufgaben", sagte der neue Vorstandsvorsitzende der KVNo, Dr. Frank Bergmann.
Deshalb habe es im vergangenen Jahr eine gemeinsame Ausschreibung mit der KV Niedersachsen gegeben, die bereits gute Erfahrungen mit der externen Bearbeitung gemacht habe. Sanvartis hat die Ausschreibung gewonnen. Das Duisburger Unternehmen ist vor allem dadurch bekannt, dass es seit dem 1. Januar 2016 für die Unabhängige Patientenberatung Deutschland zuständig ist.
Künftig bekommen die Fachärzte in Nordrhein die Möglichkeit, freie Termine über ein Online-Portal einzutragen. Zurzeit erfolgen die Meldungen ausschließlich per Telefon, Fax oder E-Mail.
Neuer Buchstabencode
Diese Kommunikationswege können die Ärzte auch weiter nutzen. Ab dem 1. März werden die überweisenden Haus- und Fachärzte die dringenden Überweisungen nicht mehr mit einem Buchstaben kennzeichnen, sondern über einen mehrstelligen, fälschungssicheren Buchstaben-Code. Er soll auf den Überweisungsschein geklebt werden. Die KVNo wird den Ärzten die Codes zuschicken.
Im Jahr 2016 hat die Terminservicestelle bei rund 68 Millionen Behandlungsfällen in Nordrhein insgesamt 9700 Termine an gesetzlich Versicherte vermittelt. Die am meisten nachgefragten Facharztgruppen waren Neurologen (2450 Termine) und Radiologen (1950).
"Blind Date" mit einem Arzt
Das Angebot habe sich in Nordrhein gut etabliert, betonte Bergmann. "Es ist aber nach wie vor meine Einstellung, dass es eine solche gesetzgeberische Initiative nicht gebraucht hätte." Der zeitliche und finanzielle Aufwand, mit dem die Terminservicestelle betrieben werde, stehe in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen.
Der KVNo-Vorsitzende verwies darauf, dass 1500 der im vergangenen Jahr vermittelten Termine von den Patienten gar nicht wahrgenommen wurden. "Viele Patienten haben offensichtlich kein Interesse an einem ,Blind date‘ mit einem Arzt." Denn die Servicestelle vermittelt keinen Termin mit einem Wunscharzt.
Abzuwarten bleibe, wie sich die Vermittlung von Erstgesprächen bei Psychotherapeuten ab dem 1. April auf die Arbeit der Stelle auswirken wird, sagte Bergmann. Er könne keine Prognose wagen, ob Patienten bei der Suche nach einem Psychotherapeuten ein solches Angebot wahrnehmen.
Gelder verschleudert?
Mit den Servicestellen würden ohne Not Versichertengelder verschleudert, kritisierte auch der neue KVNo-Vize Dr. Carsten König. "Diese Gelder stehen der allgemeinen Versorgung nicht zur Verfügung." Die Einrichtung sei viel zu undifferenziert, findet der Düsseldorfer Hausarzt. Patienten in großen Städten wie Düsseldorf oder Köln hätten keine Probleme, Termine bei einem Facharzt zu bekommen. Anders sehe es zum Teil in ländlichen Regionen aus. Es wäre besser gewesen, nach bedarfsabhängigen Lösungen zu suchen, sagte König.
Perspektivisch könnten die Terminservicestellen Teil der gemanagten Versorgung bestimmter Patientengruppen werden, so Bergmann. Wenn es gelinge, Strukturen zu etablieren, über die Patienten genau den Versorgungsangeboten zugeführt werden, die sie benötigen, werde die Koordination der Termine eine wichtige Rolle spielen.
Stichtag 25. Januar: Ein Jahr nach dem Start der Terminservicestellen bei allen 17 KVen spricht die KBV von bundesweit 120.000 vermittelten Terminen bei 580 Millionen ambulanten Behandlungsfällen.
Welche Bilanz die einzelnen KVen ein Jahr nach dem Start am 25. Januar 2016 ziehen, lesen Sie am Mittwoch in der "Ärzte Zeitung".
Einen Überblick über die Umsetzung in allen KVen gibt es unter: