Transplantationsmedizin
Organe Corona-positiver Spender mindern den Mangel
Seit Mai dürfen auch in Deutschland Organe von Corona-Infizierten transplantiert werden. Infektionen gab es dabei keine, und der Rückgang von Spendern ist dadurch etwas weniger drastisch ausgefallen.
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Ein Herz wird für eine Transplantation weitergegeben.
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Frankfurt/Main. Organe von corona-positiven Spendern haben den Spendermangel in diesem Jahr etwas abgemildert. Solche Organe dürfen seit dem Mai dieses Jahres auch in Deutschland transplantiert werden. Seitdem gab es bei uns 39 Spender mit Corona-Infektion. Diesen wurden 114 Organe entnommen, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag bei ihrem Jahreskongress in Frankfurt berichtet hat. „Es ist dabei nicht zu einer einzigen Übertragung einer SARS-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger gekommen“, sagte DSO-Vorstand Axel Rahmel der Nachrichtenagentur „dpa“.
In den ersten Pandemiejahren waren Corona-Positive, Kontaktpersonen von Infizierten und Rückkehrer aus Risikogebieten von einer Organspende ausgeschlossen. Dann aber zeigten laut DSO Erfahrungen aus dem Ausland, dass das Übertragungsrisiko geringer war als befürchtet. In vielen Ländern seien die Kriterien daraufhin gelockert worden. „Tatsächlich sind bislang nur sehr wenige Fälle bekannt geworden, bei denen es eine Übertragung vom Spender auf den Empfänger gab – und diese auch nur im Zusammenhang mit einer Lungentransplantation“, sagte Rahmel.
Zurückhaltung nur bei Lungentransplantation
Im Mai 2022 haben dann Bundesärztekammer und Deutsche Transplantationsgesellschaft auch für Deutschland die Akzeptanzkriterien für Spender angepasst. Ausgeschlossen sind nun nur noch Organspender mit einem schweren Verlauf, bei denen die Organe so geschädigt sind, dass sie für eine Transplantation nicht mehr geeignet sind. Bei Lungentransplantationen gilt laut Rahmel weiterhin „äußerste Zurückhaltung“.
In den ersten zehn Monaten 2022 standen 710 Menschen bis Ende Oktober nach ihrem Tod für die Entnahme von Spenderorganen zur Verfügung und damit 65 weniger als im Vorjahreszeitraum, so die DSO. (dpa)