Öffentlicher Gesundheitsdienst

Weichen für ÖGD der Zukunft gestellt

Die Coronavirus-Pandemie macht’s möglich: Der Öffentliche Gesundheitsdienst soll in den kommenden zwei Jahren mit Milliarden Euro personell aufgestockt und digital aufgestellt werden. Ab Oktober werden aber zunächst ein paar ÖGD-Helfer weniger zum Dienst erscheinen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Hier brennt das Licht auch künftig noch länger: Gesundheitsämter sollen mit Geld vom Bund personell und digital aufgerüstet werden.

Hier brennt das Licht auch künftig noch länger: Gesundheitsämter sollen mit Geld vom Bund personell und digital aufgerüstet werden.

© Stefan Puchner/dpa

Berlin. Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) soll in den kommenden sechs Jahren modernisiert werden. Bereits im Konjunkturpaket von Mitte Juni hatte die Kanzlerin eine kräftige Finanzspritze für die 375 Gesundheitsämter in Aussicht gestellt. Anfang September haben Bund und Länder den Einstieg in die Finanzierung des eigentlich unter Länderhoheit stehenden ÖGD ins Auge gefasst.

Lesen sie auch

Bei ihrer Konferenzschaltung am Dienstag ist der „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ nun offiziell geschlossen worden. Bis 2026 will der Bund das Projekt mit mehr als vier Milliarden Euro unterstützen. Das geht aus dem Beschluss von Bund und Ländern hervor, der der „Ärzte Zeitung“ vorliegt. Das steht im Pakt:

Die Länder verpflichten sich, bis 31. Dezember 2021 mindestens 1500 neue, unbefristete Vollzeitstellen (-äquivalente) für Ärzte zu schaffen. Neue Stellen, die seit Beginn der Pandemie im Februar 2020 bereits eingerichtet worden sind, werden angerechnet. Bis Ende 2022 sollen weitere 3500 Arztstellen im ÖGD aufgebaut werden. 90 Prozent aller Stellen sollen vor Ort in den Gesundheitsämtern entstehen.

Damit die Ämter im Wettbewerb mit anderen ärztlichen Arbeitgebern bestehen können, „streben die Länder im Rahmen des Besoldungsrechts Verbesserungen auch für das beamtete ärztliche Personal an“. Bis dies erfolgt ist können die Länder bis zu zehn Prozent ihrer Anteile aus dem Vier-Milliarden-Paket als finanzielle Anreize an Ärztinnen und Ärzte ausloben, beim ÖGD zu arbeiten.

Schon vor der Finanzspritze hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein zusätzliches 50 Millionen-Programm für Investitionen in die digitale Datenübermittlung zwischen den Ämtern und dem Robert Koch-Institut aufgelegt. Um einen föderalen Flickenteppich zu vermeiden, wollen Bund und Länder zentrale Standards zur Sicherstellung einer übergreifenden Kommunikation sowie Interoperabilität vereinbaren.

Erster Schritt: Bis Ende 2022 sollen alle Gesundheitsbehörden in Bund und Ländern mit dem Deutschen Elektronischen Melde und Informationssystem für den Infektionsschutz (DEMIS) arbeiten können.

MDK-Mitarbeiter ziehen ab

Mit dem 1. Oktober werden die Gesundheitsämter weniger Unterstützung aus den Medizinischen Diensten erhalten. „Es werden weniger Ressourcen zur Verfügung stehen“, sagte eine Sprecherin des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes am Mittwoch der „Ärzte Zeitung“. Grund ist, dass die Dienste ab Oktober die persönliche Pflegebegutachtung wieder aufnehmen werden. Gleiches gilt für Heimbegehungen.

Bis zum 30 September waren diese Dienstleistungen bis auf wenige Ausnahmen ausgesetzt. Ärzte und Pflegefachpersonal der Medizinischen Dienste haben in der Corona-Phase auf freiwilliger Basis in den Gesundheitsämtern ausgeholfen. Stand heute waren es noch 240 Ärzte und Pflegefachkräfte. Mitte Mai waren bis zu 800 MDK-Mitarbeiter im ÖGD im Einsatz.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Geplantes Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit

Ministerium will mehr Kooperation zwischen RKI und BZgA

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Bulle und Bär: Wer wird im Anlagejahr 2024 die Oberhand behalten? Zuletzt waren angesichts der Kurssteigerungen die Bullen auf der stärkeren Seite.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Jahresausblick Geld und Vermögen

Geldanlage: Comeback des klassischen gemischten Portfolios

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025