Psychotherapeuten mahnen an
Medizinische Apps brauchen Nutzennachweis
Keine Erstattung ohne vorherigen Nutzennachweis: Psychotherapeuten fordern strengere Regeln für Gesundheits-Apps.
Veröffentlicht:BERLIN. Psychotherapeuten drängen auf strengere Regeln für die Zulassung von Apps in der Gesundheitsversorgung „Wir brauchen den Nutzennachweis“, sagte die Vorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung, Barbara Lubisch, im Exklusiv-Interview mit der „Ärzte Zeitung“.
Der Nachweis sei zu erbringen, bevor die Anwendung in die Versorgung komme. Das gelte auch für ergänzende digitale Angebote in der Psychotherapie.
Diese sollten unter Mitwirkung von Fachleuten entwickelt und auch erst nach Absprache mit einem Therapeuten eingesetzt werden, sagte Lubisch. Zudem müsse „sorgfältiger“ unterschieden werden, was die Kassen bezahlen und was nicht. „Ich habe aber die Sorge, dass das mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz so nicht vorgesehen ist.“
Kritik an Spahns Digitalgesetz
Das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Digitalgesetz sieht vor, dass Ärzte künftig Apps verschreiben können. Die Anwendungen sollen zunächst ein Jahr lang von den Kassen erstattet werden, bevor in Studien ein Nachweis über den Nutzen erbracht werden muss und der Preis zwischen Anbieter und GKV-Spitzenverband ausgehandelt wird.
Kassen und Ärzte hatten das scharf kritisiert. Sie befürchten hohe Preise im ersten Jahr der Zulassung und einen Wildwuchs bei digitalen Angeboten.
Lubisch betonte, sowohl Online-Programme als auch Apps stellten in der Psychotherapie eine gute Ergänzung dar. Patienten seien jedoch gezielt daraufhin auszusuchen, „ob so etwas für sie geeignet ist“.
Tatsächlich wirksame Angebote sollten vom Arzt oder Psychotherapeuten verschrieben werden. Dass Kassen einfach mal eine App anbieten könnten, sehe sie kritisch. „Es wird suggeriert: Du brauchst gar keine Psychotherapie, noch nicht mal eine Abklärung, ob eine Therapie nötig sein könnte.“
Dabei sei die Behandlungsbedürftigkeit bei psychischen Leiden gestiegen. Das liege auch am „geschärften Blick“ der Ärzte für psychische Erkrankungen. Die steigende Zahl von Fehltagen sei ein Beleg, so Lubisch.
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