Coronavirus
SARS-CoV-2: RKI passt Hinweise zu Quarantäne von Medizinpersonal an
Unter bestimmten Voraussetzungen sollen Ärzte und Pflegekräfte nach Kontakt zu SARS-CoV-2-Patienten nicht mehr so lange in Quarantäne gehen müssen. Neben steigenden Infektionszahlen hat das RKI aber auch eine gute Nachricht parat.
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Medizinpersonal müsse laut RKI nach Kontakt zu SARS-CoV-2-Erkrankten nicht mehr so lange in Quarantäne.
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Berlin. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat seine Empfehlungen für Ärzte und medizinisches Personal im Umgang mit SARS-CoV-2-Patienten aktualisiert. RKI-Präsident Professor Lothar Wieler sprach am Montagvormittag von „neuen Optionen zum Management von Kontaktpersonen unter medizinischem Personal bei Personalmangel“.
Medizinpersonal müsse demzufolge nach engem und ungeschütztem Kontakt zu SARS-CoV-2-Erkrankten nicht mehr so lange in Quarantäne und könne bei dringendem Bedarf in Kliniken und Praxen arbeiten, erläuterte der RKI-Chef. Dies gelte aber nur, solange keine Symptome auftreten. „Damit soll die Balance zwischen Praktikabilität und Patientenschutz gewahrt bleiben.“
Infos zur Quarantäne bei Bedarf
Krankenhäuser und Arztpraxen sollten das Vorgehen möglichst mit den Gesundheitsämtern vor Ort absprechen. Zu Details der Überlegungen informiere das Institut auf seiner Homepage.
Zuletzt hatten Krankenhaushygieniker eine Aufgabe allzu strikter Quarantäne-Maßnahmen für Ärzte und Pflegekräfte gefordert. Geschehe dies nicht, drohten Versorgungsstrukturen in der aktuellen Coronakrise in die Knie zu gehen.
„Die SARS-COV-2-Zahlen nehmen weiter zu“
Laut RKI sind mit Stand 23. März 0.00 Uhr knapp 22 .700 Fälle einer SARS-Co2-Infektion in Deutschland elektronisch an das Institut übermittelt worden. Das seien 4062 Fälle mehr als am Vortag, sagte Wieler. Da über das Wochenende nicht alle Gesundheitsämter und Bundesländer Fälle gemeldet hätten, falle der Anstieg höher aus.
Bislang seien bundesweit 86 Todesfälle durch SARS-CoV-2 offiziell gemeldet worden. „Die Zahlen nehmen weiter zu, die Epidemie nimmt stark zu.“ Weltweit seien mittlerweile 182 Länder betroffen von der Corona-Pandemie.
Große regionale Unterschiede
Die Gesamtinzidenz der Erkrankung in Deutschland liege derzeit bei 27 pro 100 .000 Einwohnern, so der RKI-Chef weiter. Es gebe jedoch große regionale Unterschiede.
In Hamburg etwa liege die Inzidenz bei 51 pro 100 .000 Einwohnern, in Sachen-Anhalt dagegen kämen derzeit auf 100 .000 Einwohner lediglich zehn SARS-CoV-2-Patienten. Die Betroffenen seien im Schnitt 45 Jahre, die Verstorbenen im Schnitt 82 Jahre alt. Männer (57 Prozent) erkrankten etwas häufiger als Frauen (43 Prozent).
Über 2800 COVID-19-Patienten genesen
Bislang liegen dem RKI für knapp 15 .900 Fälle klinische Informationen vor, etwa zu Krankheitssymptomen bei SARS-CoV-2. Die häufigsten Symptome sind demnach Husten (55 Prozent) und Fieber (40 Prozent).
Von den bestätigen Infektionsfällen seien bislang „mindestens“ über 2800 Patienten genesen, betonte Wieler. Es handele sich um eine konservative Schätzung. „Wir gehen davon aus, dass bereits mehr Patienten genesen sind.“
Coronavirus-Eindämmung weiterverfolgen!
Die Strategie des RKI zur Bekämpfung des „Coronavirus“ beruhe gleichwohl weiter auf einem „Dreiklang“ unterschiedlicher Maßnahmen, sagte Wieler. „Konsequente Eindämmung, mit der wir die Epidemie verlangsamen und die Zahl der Infektionen reduzieren, Schutz von Risikogruppen wie alte Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen und Erhöhung der Kapazität in der ärztlichen Versorgung“.
Dabei spielten vor allem Intensivbetten und Beatmungsplätze eine wichtige Rolle.
Es sei und bleibe wichtig, mit SARS-CoV-2 infizierte Patienten so früh wie möglich zu erkennen und zu isolieren, Kontakte zu identifizieren und diese unter Quarantäne zu setzen, sagte Wieler.
Medizinstudenten sollen Ämtern helfen
Diesem Zweck diene auch eine aktuelle Ausschreibung des RKI, die sich vor allem an Medizinstudierende richte. „Sie sollen den Gesundheitsämtern vor Ort bei der Nachverfolgung von Kontaktpersonen infizierter Patienten helfen.“
Das Interesse sei groß, zahlreiche Bewerber hätten sich bereits gemeldet. Den Gesundheitsämtern komme eine „extrem“ große Rolle beim „Brechen von Infektketten“ zu.
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Eine seit März laufende Befragung zum Coronavirus im Auftrag des RKI zeige, dass die Risikowahrnehmung in der Bevölkerung deutlich gestiegen sei.
„Es gibt aber leider immer noch eine Kluft zwischen dem Wissen in der Bevölkerung und dem Handeln. Wichtig sei es, Abstand zu halten, sich regelmäßig die Hände zu waschen und in die Armbeuge zu husten und zu niesen.
„Haben es selbst in der Hand!“
Mit Blick auf die am Sonntagabend nochmals verschärften Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus betonte der RKI-Chef, es bleibe abzuwarten, wie schnell die Maßnahmen wirkten. Notwendig seien sie. „Wir haben es in der Hand, dass sich diese Epidemie abflacht. Abstand halten ist das Gebot der Stunde.“