Abschaffung der DRG
SPD hört die Signale der Kinder- und Jugendärzte
Die SPD will Fallpauschalen in der Kinder- und Jugendmedizin abschaffen und hat ein alternatives Konzept ausgearbeitet. Und: Dafür sollen fast 400 Millionen Euro aus dem „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ entnommen werden.
Veröffentlicht:Berlin. Das Präsidium der SPD hat am Dienstag grundlegende Reformen für die Kinder- und Jugendgesundheit angemahnt und macht sich abei Forderungen der Kinder- und Jugendärzte zu eigen. Um eine flächendeckende Versorgung mit Kinderstationen und Kinderkliniken in Deutschland zu sichern, sollten die Fallpauschalen für die stationäre Behandlung von Kindern aufgegeben werden, haben die SPD-Vorsitzende Saskia Esken und die Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr Katja Pähle gefordert. Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eine Bundesratsinitiative in diese Richtung angekündigt. Das Land Sachsen-Anhalt hat sich angeschlossen.
Die Sozialdemokraten haben zudem den Aufbau einer Stiftung zur Forschung an Medikamenten für die besonderen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen gefordert. Es sollte nicht sein, dass Kinder häufig mit Arzneimitteln für Erwachsene therapiert würden, die gar keine pädiatrische Zulassung besäßen, sagte Martina Stamm-Fiebich, Patientenbeauftragte der SPD-Fraktion, am Dienstag. Zudem solle ein Kompetenznetz für Forschung und Zusammenarbeit in der Jugendmedizin aufgebaut werden. Die Möglichkeiten der Telemedizin sollten auch in der Kinder- und Jugendmedizin genutzt werden.
390 Millionen für den Umbau
Mit 390 Millionen Euro aus dem drei Milliarden Euro schweren „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ solle der Bund die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen umsteuern. Das seien 13 Prozent, die wiederum dem Anteil von Kindern und Jugendlichen an der Bevölkerung entsprächen, sagte nun Saskia Esken am Dienstag bei einer virtuellen Pressekonferenz. An die Stelle der Fallpauschalen (DRG) sollte ein Mix von Grundpauschalen treten, schlägt Esken vor.
„Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist akut gefährdet“, hatte in der vergangenen Woche der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) Thomas Fischbach angemerkt. Immer mehr Versorgungseinrichtungen für diese Patientengruppe schlössen aufgrund aus der Sicht der meist privaten Betreiber mangelhaften wirtschaftlichen Rendite.
Aufwand für Kinder ist höher
Hintergrund der aktuellen Debatte ist die umstrittene Schließung der Kinderstation am Asklepios-Krankenhaus in Parchim im vergangenen Jahr. Der Klinikkonzern hatte Ärztemangel als Grund angegeben und den Vorwurf zurückgewiesen, die Station aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus geschlossen zu haben.
Kranke Kinder seien zeit-, personal- und materialaufwändig, argumentiert Fischbach. Medizinisches Gerät, aber auch Betten müssten in unterschiedlichen Größen vorgehalten werden. Das System der Fallpauschalen sehe diesen zusätzlichen Aufwand nicht vor. Daher müsse die Politik dafür sorgen, die Vergütung der Kliniken dem erhöhten Aufwand der medizinischen Versorgung anzupassen und den Fachkräftemangel zu beheben.
Ausbildung soll gestärkt werden
Die Ausbildung von Kinder- und Jugendärzten sowie von Kinderpsychiatern hat sich auch die SPD-Initiative auf die Fahne geschrieben. Diese Facharztausbildung müsse stärker beworben werden, sagten Esken und Pähle.Über den Hochschulpakt müssten zudem zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. „Der Fachkräftemangel in dieser Disziplin steht vor der Tür“, sagte Esken.