Corona-Pandemie
Sächsische COVID-Patienten kommen nach Rostock und Greifswald
Mecklenburg-Vorpommern hilft Sachsen bei der Behandlung von Intensivpatienten. Im ostsächsischen Zittau kann das dortige Krematorium nicht mehr alle Leichen lagern.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Schwerin/Zittau. Mecklenburg-Vorpommern reagiert auf die angespannte Lage in sächsischen Kliniken und kündigte an, über den Jahreswechsel bis zu zehn COVID-19-Intensivpatienten aus dem Freistaat im Nordosten zu behandeln. Die Zuordnung zu einzelnen Kliniken soll anhand der Schwere der Erkrankung und der tagesaktuellen Kapazitäten erfolgen. Fest steht, dass die Universitätsmedizin in Rostock vorerst zwei schwer Erkrankte behandelt, diese Zahl könnte steigen.
„Die Lage vor allem in Ostsachsen ist ernst. Aktuell haben wir noch ausreichend Kapazitäten, um den sächsischen Kollegen und Patienten zu helfen“, sagte Professor Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Unimedizin. Auch die Universitätsmedizin Greifswald ist nach eigenen Angaben auf die Übernahme von Patienten aus Sachsen vorbereitet. Greifswalds Ärztlicher Direktor Professor Klaus Hahnenkamp bezeichnete es als „selbstverständlich“, dass diese Hilfe angeboten wird. In Greifswald werden derzeit insgesamt 19 heimische COVID-Patienten, davon sechs auf der Intensivstation, behandelt.
Aufnahme gemäß Cluster-Regelung
Die Aufnahme sächsischer Patienten erfolgt in Absprache mit den Behörden und Kliniken in den jeweiligen Clustern. Damit soll sichergestellt werden, dass die Kapazitäten in Mecklenburg-Vorpommern nicht überlastet werden.
Die Landesregierung bezeichnete die Unterstützung als „Frage von solidarischer Unterstützung in Pandemiezeiten“. Es gehe vor allem um die Entlastung von Kliniken, deren Beatmungsplätze voll belegt sind. Sachsen gilt als eines der Bundesländer, deren Klinikkapazitäten wegen einer hohen Zahl an COVID-Patienten stark belastet sind. Mecklenburg-Vorpommern hingegen ist neben Schleswig-Holstein das Bundesland mit der derzeit niedrigsten Belastung.
Vorübergehende Zwischenlagerung
Wegen der dramatisch hohen Corona-Todeszahlen im ostsächsischen Zittau müssen dort mittlerweile Leichen außerhalb des Krematoriums zwischengelagert werden. Die Toten sollen „im Bereich des Hochwasserstützpunkts“ gelagert und „bei Freigabe zur Einäscherung“ ins Krematorium gefahren werden, teilte die Stadt Zittau am Dienstagabend mit.
Corona-Pandemie
Gab es eine Triage in Sachsen? Das bleibt unklar
Besonders im Dezember explodierte nach Angaben der Stadt die Zahl der Toten. Während im vergangenen Jahr im Dezember 45 Menschen starben, waren es in diesem Monat bislang schon 115. Im November verdoppelte sich die Zahl der Toten von 52 im vergangenen Jahr auf 110 in diesem Jahr. Im Oktober vergangenen Jahres starben 45 Menschen, in diesem Jahr 73.
Beteiligte an „Belastungsgrenze“
Die Zahl der notwendigen Einäscherungen übersteige derzeit „mitunter die Kapazitäten des Zittauer Krematoriums“, hieß es. Es gebe deutlich höhere Sterbefallzahlen, mehr Aufnahmegespräche, Leichenschauen und Beurkundungen in den Standesämtern. Alle Beteiligten seien an den „Belastungsgrenzen“.
Zittau liegt im äußersten Südosten Sachsens im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien und hat rund 25.000 Einwohner. Vor einer Woche hatte ein Arzt aus der Stadt mit Äußerungen über eine sogenannte Triage für Aufsehen gesorgt. Der Begriff bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.
Soldaten der Bundeswehr sollen nun auch über den Jahreswechsel in Zittau aushelfen. Weitere Bettenkapazitäten in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen wurden organisiert. (di/dpa)