Ausgleich für Kliniken

Spahn will Intensivkapazitäten freischaufeln

Der Gesundheitsminister öffnet einen Milliarden-Euro-Topf für die Krankenhäuser. Deren politische Vertretung fordert aber langfristige Sicherheit. Pflegeuntergrenzen sorgen für zusätzliche Bauchschmerzen bei der Krankenhausgesellschaft.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Ein Intensivbett mit Beatmungseinheit steht auf der Corona-Station im Städtischen Klinikum Dresden für schwer erkrankte Covid-19-Patienten bereit.

Ein Intensivbett mit Beatmungseinheit steht auf der Corona-Station im Städtischen Klinikum Dresden für schwer erkrankte COVID-19-Patienten bereit.

© Robert Michael / dpa

Berlin. Krankenhäuser sollen bis zum 28. Februar Ausgleichszahlungen für das Verschieben planbarer Eingriffe in medizinisch vertretbaren Fällen erhalten, wenn sie damit mehr intensivmedizinische Behandlungskapazitäten verfügbar machen.

Mit dieser Änderung verlängert Gesundheitsminister Jens Spahn eine Verordnung vom 25. Dezember. Ursprünglich sollte sie am 31. Januar auslaufen. Die Mehrkosten dafür schätzt das Ministerium auf rund 1,1 Milliarden Euro. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft Georg Baum hat die geplante Erweiterung des Schutzschirmes als „bei Weitem nicht ausreichend bezeichnet“.

Um weitere Intensivplätze freizubekommen, bezieht das Ministerium damit zudem Krankenhäuser in die Regelung ein, die auf die Behandlung von Herz- und Lungenkrankheiten spezialisiert sind. Ziel der Änderungsverordnung sei es, spezialisierte Krankenhäuser, die aufgrund ihrer Erfahrung in der intensivmedizinischen Behandlung und Beatmung für die Behandlung von COVID-19-Patienten besonders geeignet seien, in die „Systematik der Ausgleichszahlungen“ einzubeziehen.

Länder können Krankenhäuser benennen

Dafür geeignete Krankenhäuser können die Länder benennen, wenn diese zwar aufgrund ihrer Spezialisierung besondere Erfahrung in der intensivmedizinischen Behandlung von Lungen- und Herzleiden haben, jedoch nicht die Anforderungen für eine Notfallstufe erfüllen. Die Meldefristen für eine krankenhausbezogene Aufstellung für 2021 werden bis zum 31. März verlängert.

Damit entspricht der Minister einer Forderung der Krankenhausseite, die am Montag aber im Vergleich zur ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 von „stark zurückgefahrenen Unterstützungsmaßnahmen“ sprach.

Lesen sie auch

DKG fordert wirtschaftliche Perspektive

„Die Krankenhäuser brauchen endlich eine verlässliche wirtschaftliche Perspektive bis zum Jahresende“, sagte Baum in Richtung der Teilnehmer des Bund-Länder-Gipfels am Dienstag. Im Frühjahr seien 315 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen an die Kliniken geflossen, derzeit seien es nur 126 Millionen Euro. Es müssten jetzt schon die Eckpunkte für einen Ganzjahresausgleich gesetzlich festgelegt werden.

Wie im Vorjahr solle zudem die MDK-Prüfquote auf fünf Prozent begrenzt werden, um den Häusern hohe Belastungen infolge der MDK-Prüfungen zu ersparen. Zudem müssten die Pflegeuntergrenzen ausgesetzt bleiben. Neue Vorgaben, die am 1. Februar in Kraft treten sollen, würden zudem rein rechnerisch einen „künstlichen Mehrbedarf“ von 10000 Pflegekräften schaffen. Ein Viertel der internistischen und chirurgischen Abteilungen würde ab dem Stichtag auf einen Schlag als unterbesetzt gelten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kontrazeption für den Mann

Verhütung? Yes, men can!

Chaos Computer Club deckt Sicherheitslücken auf

Erstaunlich: So einfach gelingen Angriffe auf die ePA

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung der Bronchien eines Patienten mit Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

© decade3d / stock.adobe.com

Mögliche Steuerung über Eosinophile

COPD-Exazerbationen ohne Steroid behandeln?

Einer jungen Frau ist schwindelig.

© doucefleur / stock.adobe.com

Blutdruck im Stehen

Sieben Fehlannahmen über orthostatische Hypotonie