Hamburg
Startschuss für riesige Gesundheitsstudie
In Hamburg ist jetzt eine Mega-Studie gestartet: 45.000 Menschen werden über zwölf Jahre hinweg intensiv beobachtet.
Veröffentlicht:KIEL. 30 eingebundene Kliniken und Institute, 60 neu eingestellte Mitarbeiter, 45.000 Teilnehmer, 112.640 Gigabyte Speicherplatz, 270 Millionen Biodaten - den angestrebten Zahlen nach wird die Hamburg City Health Study eine Studie der Superlative.
Es soll die größte Gesundheitsstudie der Welt werden, kündigten die Initiatoren aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beim Start der Pilotphase diese Woche im Hamburger Rathaus an.
Mit Hilfe der Langzeitstudie wollen die UKE-Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren für Erkrankungen besser verstehen. Die persönlichen, sozialen und biologischen Einflüsse werden erhoben.
Dazu sollen 45.000 Hamburger zwischen 45 und 74 Jahren jeweils sechs Stunden lang untersucht werden und für Folgeuntersuchungen über einen Zeitraum von sechs Jahren für den ersten Studienabschnitt zur Verfügung stehen.
Im Zentrum der Beobachtung stehen 26 Erkrankungen, darunter Herzschwäche, Schlaganfall, Demenz, Depression, Prostata- und Hautkrebs.
Die gesammelten Daten werden pseudonymisiert und gespeichert, tragen zum Aufbau der Biodatenbank bei und ermöglichen damit die geplante Netzwerkarbeit über die Ursachen der Erkrankung. Dabei sollen die verschiedenen beteiligten Fachrichtungen am UKE interdisziplinär kooperieren.
Jährliche Kosten von rund fünf Millionen Euro
Im Unterschied zu der an bundesweit 18 Standorten laufenden Nationalen Kohorte ist die HCHS lokal begrenzt und wird von den Initiatoren als "ideale komplementäre Studie" bezeichnet.
Ihr größerer Zeitumfang, die zusätzlichen Untersuchungen und deren Tiefe lassen für Hamburg auf zusätzliche Erkenntnisse hoffen.
Das UKE bemühte sich bei der Vorstellung der HCHS aber, keine Konkurrenzgedanken aufkommen zu lassen. "Wir unterstützen die Nationale Kohorte sehr", sagte der UKE-Kardiologe und Sprecher des HCHS-Gründungsvorstands Professor Stefan Blankenberg. "Man darf die Studien nicht gegeneinander ausspielen", warnte UKE-Dekan Professor Uwe Koch-Gromus.
Die Hamburger Studie kostet jährlich rund fünf Millionen Euro und soll mindestens zwölf Jahre lang laufen - auch wenn die angestrebte Probandenzahl nicht sofort erreicht wird.
Wie wichtig das Projekt dem UKE ist, zeigt die finanzielle Beteiligung nach dreijähriger Vorarbeit. Die Hälfte des benötigten Geldes steuern die 30 eingebundenen Kliniken und Institute aus ihrem bestehenden Etat bei.
Der Anteil an der Finanzierung beeinflusst auch die Nutzungsrechte. Die weitere Finanzierung stammt von Sponsoren auch aus der Industrie.
Nach Angaben von Koch-Gromus gibt es zwei große und drei kleinere Industriepartner. Es habe Anfragen von mehr als 20 Unternehmen für eine Unterstützung gegeben, berichtete Koch-Gromus.
Welche Nutzungsrechte die Industriepartner damit erhalten, sei vertraglich festgehalten.Um die angestrebte Probandenzahl zu erreichen, werben seit Montag prominente Hamburger wie etwa Tennis-Olympiasieger Michael Stich und Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga für eine Teilnahme.
Schirmherr ist der Erste Bürgermeister Olaf Scholz. Seine Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks sagte zum Start: "Wer sich beteiligt, arbeitet nicht nur für die Wissenschaft, sondern für die eigene Gesundheit."