Europäischer Tag des Notrufs
Über 30 Millionen Notrufe pro Jahr über die Nummer 112
Wenn es um Notfallrettung geht, gibt es mittlerweile deutliche technische Verbesserungen. Dennoch ist noch viel zu tun für eine Reform der Notfallversorgung.
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Muss es wirklich immer die 112 sein?
© Marijan Murat / dpa
Bonn. Manchmal sind Kalender-Daten gute Eselsbrücken: An jedem Freitag dem 13. mahnen Feuerwehren und Hilfsorganisationen die Bürger, Rauchmelder in Betrieb zu nehmen. Und am 11.2. jeden Jahres begehen Rettungsdienste und Automobilclubs den „Europäischen Tag des Notrufs 112“.
Pro Tag werden in Deutschland durchschnittlich rund 84.000 Notrufe über Festnetz und Mobilfunk abgesetzt, wie die Deutsche Telekom, Telefonica Deutschland und Vodafone anlässlich dieses Tags mitteilten. 2023 waren es insgesamt über 30 Millionen.
Laut Telekom kommen mittlerweile mehr als 90 Prozent der Anrufe über das Handy. Die meisten Notrufe gab es 2023 am 22. Juni: Das Unwettertief „Lambert“ sorgte in ganz Deutschland für umgestürzte Bäume und überschwemmte Keller.
Wie Vodafone mitteilte, wird in Deutschland mittlerweile bei einem Handy-Notruf an die 112 der genaue Standort des Anrufers automatisch an die Retter übertragen. Dadurch könnten Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen den Unglücksort sehr schnell finden. Die Zahl der Scherzanrufe sei auf nahezu Null zurückgegangen, seitdem Notrufe nicht mehr mit einem Mobiltelefon ohne aktivierte SIM-Karte möglich seien, erläuterte ein Vodafone-Sprecher gegenüber heise online.
Seit 2018 müssen neue Autotypen in der EU mit dem automatischen Notrufdienst eCall ausgestattet sein. eCall nutzt Mobilfunk und Satellitenortung, um nach einem Unfall – automatisch oder von den Insassen ausgelöst – eine Telefonverbindung zur Notrufnummer 112 herzustellen.
Notfallversorgung wartet auf Reform
Seit Jahren debattieren Politik und die Akteure im Gesundheitswesen eine Reform der Notfallrettung und Notfallversorgung. Beklagt wird eine Fehlsteuerung der Patienten in Notfällen. Rettungsdienste und Notaufnahmen der Krankenhäuser berichten von Überlastung und Fehlalarmen.
Rund ein Drittel der Patienten komme mit Bagatell-Erkrankungen in die Notaufnahmen; sie könnten genauso gut von Hausarztinnen und Hausärzten oder vom ärztlichen Bereitschaftsdienst der KVen behandelt werden, heißt es. Vielen Bürgern sei nicht klar, dass sie statt der Notrufnummer 112 auch die 116117 anrufen können. 2021 wurden in rund 1.600 Krankenhäusern mit Notfallambulanzen rund 9,8 Millionen ambulante Notfälle behandelt.
„Im Notfall sollen Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss nicht immer das Krankenhaus sein“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Mitte Januar, als er Eckpunkte für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung vorlegte.
Um die Patienten besser zu steuern, sollen laut den Eckpunkten die Notdienstnummern 112 und 116117 vernetzt werden. Bundesweit sollen an Krankenhäusern Integrierte Notfallzentren (INZ) mit einer zentralen Ersteinschätzungsstelle aufgebaut werden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen rund um die Uhr eine telemedizinische Versorgung und Hausbesuche bereitstellen. Künftig soll auch der Rettungsdienst durch Hausbesuche nichtärztlicher Fachpersonen entlastet werden. (KNA/eb)