Kommentar zur AstraZeneca-Vakzine

Vielstimmige (Impf-)Verunsicherung

Die Diskussion über die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs treibt zunehmend seltsame Blütenund verunsichert die Menschen.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Man muss den Eindruck gewinnen, dass die gute Tradition, seriöser wissenschaftlicher Expertise zu vertrauen, mit einem Mal außer Kraft gesetzt worden ist. Blödsinn? Leider nicht.

Seit Tagen schaukelt sich die Diskussion über Wirksamkeit und Sicherheit einer bestimmten Vakzine hoch, wobei mit zunehmender Dauer die Verunsicherung in der Bevölkerung wächst. Wird diese Diskussion unter medizinischen Laien geführt, muss man davon ausgehen, dass nicht unbedingt jedes Argument zum Zulassungsprozedere von Arzneimitteln und Impfstoffen passt. Geschenkt. Wenn allerdings diese Diskussion auch von denen befeuert wird, die sich tagtäglich mit solchen Themen beschäftigen und sich eigentlich auskennen sollten, verwundert das schon. Verschwommen bleibt deren Intention, irritieren sie doch Menschen zunehmend.

Beispiele: Ja, es ist richtig, Bundesminister Spahn würde sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen. Ja, auch der Immunologe hat recht, der den Impfstoff als „sehr gut“ bezeichnet. Auf den Nachsatz hätte er allerdings verzichten sollen, „wenngleich die anderen ein bisschen besser seien. . .“. Aber das könne dadurch ausgeglichen werden, dass die zweite Impfung eine höhere Schutzwirkung verspricht. Zudem könne im nächsten Jahr immer noch ein mRNA Vakzin gegeben werden . . .

Flugs fühlen sich Bundesärztekammer, KBV und viele Verbände veranlasst mitzuteilen: Alle zugelassenen Impfstoffe sind wirksam und nutzen. Alles klar. Wenn nicht der Weltärztebundrats-Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery gefordert hätte, „Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen“. Was denn jetzt? Verimpfen oder nicht verimpfen oder nur an jüngere. . .?

Fakt ist: Alle zugelassenen Impfstoffe haben das Okay der dafür zuständigen europäischen Arzneimittelagentur erhalten. Darüber hinaus hat die Ständige Impfkommission eine Empfehlung abgegeben. Frage also: Was ist anders als sonst? Vielleicht sollte man sich, bis weitere Studien vorliegen, zunächst an die Fakten halten.

Übrigens: Gänzlich überflüssig sind dabei heldenhaft anmutende Bekenntnisse eines Politikers und Epidemiologen, der sich nächste Woche mit dem besagten Impfstoff impfen lassen möchte. Berechtigte Frage eines Kollegen: „Ist der denn schon dran?“

Schreiben Sie dem Autor: vdb@springer.com

Lesen Sie dazu auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Umstrittene Produkte

Tabakfreie Nikotinbeutel erstmals in den USA zugelassen

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 20.02.202123:10 Uhr

Warum billigen wir nicht unseren "systemrelevanten" Persönlichkeiten die ersten Anti-.Corona-Impfungen -unabhängig vom Lebensalter- zu? - - -
Das sind die Bundeskanzlerin, das gesamte Regierungskabinett mit dem Gesundheitsminister und die Prominenten des PEI und des RKI; und natürlich auch deren virologischen Beratern in den vermeintlich riskanten Laborbetrieben!
Die müßten uns doch die paar sicheren und wirksamen Impfdosen für die baldige Bewältigung der Corona-Krise immer wert sein.
Dr. med.vet.Horst Grünwoldt (Hygieniker * und als Jg. 1945 kein Risikopatient!), Rostock

* Im Gegensatz zu Herrn Drosten & Koll. kenne ich keinen stillen Atem, der hypothetisch infektiöse Mikroaerosol- Tröpfchen enthalten soll. Mein Atem besteht nämlich alleine aus feuchtwarmer Luft, die nur mit CO2 angereichert ist! Da dürfte sich sogar in der Verbindung von beiden beim Ausatmen eine schwache Kohlensäure bilden, die jedes freigesetzte Corona-Virus von seiner fiktiven Ansteckungfähigkeit sofort inaktiviert.
Dieses angeblich gefährliche, unbelebte Agens -im PCR- Anreicherungsverfahren enzymatisch/molekularbiologisch nachweisbar- findet sich gemäß positiven Corona-Abstrich vom lymphatischen Rachenring und Nase gebunden in/oder auf der endothelialen Schleimhaut, und kann durch den stillen Atem weder in Schulklassen, noch in Gaststätten ausgeatmet werden. Lediglich ein Huster oder Nießer kann das in Form von Makrotröpfchen mit einer nass-schleimigen Dusche freisetzen! Räumlichkeiten müssen natürlich regelmäßig von der Kohlensäure-Anreicherung gelüftet werden; aber nicht vom Phantom "Corona"!
Wann endlich werden die Gesundeitsämter und das RKI als "Infektionsfall"-Registrierstellen in ihrer Statistik berücksichtigen, dass jede Art von Sars2-CoV-Infektion (lat. Hereingemachten) erst dann epidemisch relevant ist, wenn daraus sich tatsächlich eine "Schwere, akute, respiratorische"-Covid-19 Krankheit" entwickelt hat. Und die vermeintlichen Covid-19 Toten auf den I-Stationen sind von den Sanitätsräten auf kausale Gründe zu untersuchen

Dr. Ernst Albert Göbel 19.02.202109:51 Uhr

Sehr gute Klarstellung. Allerdings sollte man sich auch und erst recht wenn "weitere Studien vorliegen" an die Fakten halten!!
Die Kakophonie der meinungsstarken Ignoranten rund um "Corona" ist kaum auszuhalten.

Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Broker im Handelsraum der New Yorker Börse NYSE Stock Exchange Euronext. Dem Markt in den USA traut die apoBank eine bessere Performance zu als europäischen Aktienmärkten.

© Thomas Imo / photothek / picture alliance

Jahresausblick

Nach Rekordjahr: Luft für Aktien wird 2025 dünner

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuentwurf eines Gesetzes

Schrumpf-GVSG: Für Schwerpunktpraxen bleibt die Lage schwierig

Lesetipps
Ärztin im Gespräch mit Patientin.

© N_studio / stock.adobe.com

Urteil

Bundesgerichtshof: Kern der ärztlichen Aufklärung immer mündlich

Puzzle eines Gehirnes und eines Kopfes zum Thema Demenz und Alzheimer

© designer491 / Getty Images / iStock

Systematischer Review

Welche Medikamente das Risiko für Demenz beeinflussen könnten