Kritik in Westfalen-Lippe
Weggeduckt in der Corona-Krise? KV wehrt sich
Mit Zahlen aus einer Stichprobenerhebung geht die KV Westtfalen-Lippe gegen Vorwürfe vor, Ärzte hätten sich um die Versorgung in Coronazeiten gedrückt. Im Gegenteil: „Unsere Mitglieder haben an vordester Front gekämpft“.
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Der 2. Vorsitzende der KVWL, Dr. Volker Schrage, lobt das Engagement der Niedergelassenen in der Corona-Pandemie.
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Dortmund. Die KV Westfalen-Lippe (KVWL) weist den Vorwurf zurück, die Vertragsärzte hätten sich während der Corona-Krise aus der Versorgung zurückgezogen. Eine Stichprobe bei 1000 Hausarztpraxen habe gezeigt, dass davon keine Rede sein kann, sagt der 2. Vorsitzende der KVWL Dr. Volker Schrage.
Über die Terminservicestelle habe die KVWL die Erreichbarkeit der Hausärzte überprüft, berichtet er. 80 Prozent der Praxen waren persönlich zu erreichen, sieben Prozent waren im Urlaub, von diesen 58 Praxen hatte nur eine keinen Vertreter benannt. Zwei Praxen waren aufgrund von Corona geschlossen, wiederum eine von ihnen war ohne Vertreter.
„An vorderster Front gekämpft“
„Das Ergebnis zeigt eindeutig: Die Ärzte in Westfalen-Lippe haben sich keineswegs während der Pandemie weggeduckt“, betont Schrage. Das Gegenteil sei der Fall. „Unsere Mitglieder haben an vorderster Front gekämpft und damit auch dazu beigetragen, dass die Pandemie in Westfalen-Lippe bisher so einen glimpflichen Verlauf genommen hat und die Kapazitäten in den Kliniken nicht überlastet wurden.“
Zur Testung von symptomatischen Patienten hatte die KVWL zu Beginn der Krise 28 Diagnosezentren errichtet, wo ausschließlich Abstriche entnommen wurden. Dann kamen Schritt für Schritt 30 Corona-Behandlungszentren hinzu, in denen die betroffenen Patienten versorgt und damit aus den Praxen gehalten wurden. Dort waren niedergelassene Ärzte sowie Medizinische Fachangestellte mit großem Engagement freiwillig tätig, lobt der KVWL-Vize. Das habe auch die Bevölkerung honoriert. „Die Leute haben Kuchen und Schnittchen vorbeigebracht.“
In den Behandlungszentren, die als KV-Eigeneinrichtungen betrieben wurden, sind bis Anfang Juni knapp 32 .500 Patienten versorgt worden. Sie werden jetzt nach und nach wieder geschlossen, am 15. Juni geht das Corona-Behandlungszentrum im Dortmunder Norden vom Netz, das auch als erstes in Betrieb genommen worden war. „Wir behalten aber zehn Zentren in Reserve“, sagt Schrage. Sobald steigende Infektionszahlen das nötig machen, werden sie aktiviert.
Sicheres Netz für zweite Welle
Die Ärzte können die Versorgung der Patienten jetzt wieder in ihren Praxen stemmen. „Ich denke, dass wir ein sicheres Netz für eine zweite Welle aufgebaut haben“, sagt der Allgemeinmediziner. Inzwischen ist ausreichend Schutzkleidung vorhanden.
Die KVWL hat Handlungsempfehlungen für die Patientenversorgung unter Pandemiebedingungen entwickelt und einen Leitfaden zur Infektionssprechstunde erstellt. Er sei nicht nur für den Umgang mit COVID-19-Patienten gedacht, sondern auch mit anderen Infektionspatienten, zum Beispiel während der Influenza-Zeit. „Wir müssen als Lehre aus den vergangenen Wochen ziehen, dass wir in Zukunft besser auf eine Pandemie vorbereitet sind.“ Handlungsbedarf sieht Schrage bei der Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern und anderen Gesundheitsberufen, obwohl sie an vielen Stellen schon gut geklappt habe. Alle Beteiligten müssten sich darüber austauschen, wie man gemeinsam der nächsten Pandemie begegnen könne, findet Schrage. „Wir müssen enger aneinanderrücken, als wir es jetzt zum Teil sind.“