Lauterbach
Zu viele kleine Krankenhäuser
SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach prophezeit kleinen Krankenhäusern eine schwere Zukunft und mahnt mehr Tempo bei gesundheitspolitischen Projekten der Bundesregierung an.
Veröffentlicht:BERLIN. SPD-Gesundheitspolitiker Professor Karl Lauterbach sieht in Deutschland zu viele kleine Krankenhäuser.
„Ich bin gegen ein flächendeckendes Krankenhaussterben. Aber ich glaube, dass die Patienten bisher unterschätzen, wie groß die Qualitätsunterschiede zwischen den Krankenhäusern sind“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag).
Man wisse, dass es bei bestimmten Eingriffen einen Zusammenhang mit der Größe des Krankenhauses gebe. Das werde demnächst bekannter durch regelmäßige Veröffentlichungen der Weissen Liste, die die Komplikationsraten und die Qualitätsdefizite der einzelnen Häuser aufzeigen.
Oftmals bereiteten sich die Menschen jahrelang darauf vor, wo sie eine Wohnung kauften, aber sie recherchierten nicht, wo ein lebenswichtiger medizinischer Eingriff erfolgen soll. „Das wird sich ändern. Dann werden es die kleinen Krankenhäuser schwerer haben“, vermutete Lauterbach.
Studie: Großteil der Kliniken ignorieren Mindestmengen
Ergebnisse einer Analyse des Science Media Centers, der Weissen Liste und der Bertelsmann Stiftung zeigten kürzlich, dass die Mindestmengen großflächig ignoriert werden. 459 von 1157 Kliniken (39,7 Prozent) haben im Jahr 2017 komplexe Eingriffe vorgenommen, obwohl sie die vorgegebenen Fallzahlen unterschritten haben. Das entspricht laut Studienautoren bundesweit etwa 4300 Operationen.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) meldete sich daraufhin zu Wort: Zum Teil handele es sich nur um geringfügige Unterschreitungen. Und dass Mindestmengen für Operationen nicht eingehalten werden, habe häufig den Grund, dass zulässige Ausnahmen oder Notfallsituationen bei Patienten vorliegen, so die DKG. Der Verband schlägt daher „Korridore“ vor, die eine Teilnahme der Kliniken an der Versorgung ermöglichen.
Tempo bei gesundheitspolitischen Projekten
Angesichts der ungewissen Zukunft der großen Koalition forderte Lauterbach mehr Tempo bei den gesundheitspolitischen Projekten der Bundesregierung.
„Ich habe ein Interesse daran, so schnell wie möglich zu arbeiten, denn 70 Prozent der Inhalte sind SPD-Positionen. (...) Was man hat, das hat man.“ Im Bereich Gesundheit habe man 90 Prozent des Koalitionsvertrages umgesetzt oder zumindest die Umsetzung begonnen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kenne er seit 15 Jahren. Man sei „ein eingespieltes Team, trotz aller ideologischen Unterschiede“. Er fügte jedoch hinzu: „Spahn hat ein großes Interesse sich zu profilieren, ich ein inhaltliches.“ (dpa)