Hamburg
vdek drängt auf verständlichen Entlassbrief
HAMBURG. Klinikpatienten in Hamburg sollen künftig einen für sie verständlichen Entlassbrief erhalten, der ihnen und Angehörigen die weiteren Behandlungsschritte erklärt.
Initiator ist der Hamburger Ersatzkassenverband (vdek), der das Vorhaben in der Hansestadt erproben möchte. Die Krankenhäuser melden allerdings Bedenken an.
"Der Brief ist ein Schritt hin zum mündigen Patienten und zu mehr Patientensicherheit", wirbt der Verband für sein Vorhaben. Ziel sei es, den Patienten das Verständnis zu erleichtern und damit die Wahrscheinlichkeit, die Therapieziele zu erreichen, zu erhöhen.
Damit könnten Doppeluntersuchungen und erneute Klinikeinweisungen vermieden werden. Der weiterbehandelnde Arzt oder das Pflegeheim sollen den Patientenbrief in Kopie erhalten. Der Arztbrief bleibe unberührt, eine Kopie hiervon würde den Patienten nach Ansicht des vdek wegen der Fachsprache nicht weiterhelfen.
Der Hamburger Ersatzkassenverband strebt eine Umsetzung in diesem Jahr an, die Finanzierung ist allerdings noch nicht geklärt. An einem Pilotprojekt haben nach vdek-Angaben "eine Handvoll Kliniken" Interesse signalisiert.
Allerdings gibt es auch Bedenken. Diese betreffen nach Angaben der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG) vor allem die Frage, wie die mit der Formulierung beschäftigten Ärzte den zusätzlichen Zeitaufwand bewältigen sollen.
HKG-Geschäftsführerin Claudia Brase bezeichnete das vdek-Projekt auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" als "grundsätzlich gute Idee", gab aber zu bedenken: "Das übersteigt die zur Verfügung stehenden Mittel".
Sie verwies darauf, dass erste Kliniken für Standardeingriffe Laien verständliche Informationen für die Weiterbehandlung mitgeben. Schwieriger und zeitaufwendiger sei die Umsetzung für komplexe Eingriffe, für die individuelle Erklärungen notwendig seien.
Die Kliniken wollen verhindern, dass der Kassenwunsch gesetzlich verordnet wird. Brase warnte in diesem Zusammenhang vor einer "Überregulierung".
Bei einem flächendeckenden Ausrollen sei die Idee "beitragssatzrelevant", warnte Brase. Besser geeignet seien "kleinere, praxisnahe Hilfestellungen". (di)