Digital Health / TK-Daten
App sorgt für weniger Tage mit Migräne
Bei Einsatz einer Migräne-App lassen sich Kopfschmerztage merklich reduzieren – und zwar um rund 25 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Studie der Schmerzklinik Kiel und der Techniker Krankenkasse (TK) hervor.
Veröffentlicht:BERLIN. Gesundheitsprogramme (Apps) für Smartphones und Computer fassen Fuß in der medizinischen Versorgung. Eine aktuelle Untersuchung der Schmerzklinik Kiel und der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, dass auch Ärzte verstärkt auf die Unterstützung von Apps setzen. Demnach sind von 136.000 Nutzern gut zwölf Prozent von ihren Ärzten auf eine von der Schmerzklinik in Zusammenarbeit mit der TK entwickelten Migräne App aufmerksam gemacht worden.
Ausweislich der am Dienstag vorgestellten Ergebnisse der Untersuchung hilft die App dabei, die Zahl der Kopfschmerztage von durchschnittlich 13,3 auf 10 zu verringern – was rund 25 Prozent entspricht. Gleichzeitig ging die Zahl der Tage mit Akutmedikation von 7,6 auf 6,8 zurück.
Weitere Studiendaten in Kürze
- Mehr als 70 Prozent der 1464 befragten App-Nutzer bringen die von der App zusammengefassten Analysen zum Krankheitsverlauf zur Sprechstunde bei ihren Ärzten mit.
- 58 Prozent der Patienten nutzen die App-Ergebnisse, um gemeinsam mit ihrem Arzt über die Therapie zu entscheiden.
- 76 Prozent sagen, dass die App ihnen dabei hilft, ihren mit dem Arzt erstellten Behandlungsplan einzuhalten.
- 81 Prozent ziehen die App-Lösung einem herkömmlichen Schmerztagebuch auf Papier vor (siehe nachfolgende Grafik).
Die Migräne-Patientin Sarah Liebig berichtete am Dienstag, dass die App ihr helfe, ihren Tag so zu strukturieren, dass sie die Migräneattacken weniger werden. Dazu gehörten regelmäßige Mahlzeiten und Muskelentspannungsübungen.
Migräne oder Schlaganfall?
Eine wichtige Rolle kann die Migräne-App auch in der Schlaganfall-Versorgung spielen. Als einzige App weltweit zeige sie an, wie eine Migräne-Aura aussehe, berichtete Professor Hartmut Göbel, ärztlicher Direktor der Schmerzklinik Kiel.
Indem man diese Funktion Patienten vorspiele, ließen sich bis zu 20 Prozent der mit Verdacht auf Schlaganfall eingelieferten Menschen als Migräne-Patienten identifizieren. Grundsätzlich könnten die in Apps gesammelten Daten künftig auch als Grundlage für elektronische Sprechstunden dienen, sagte Göbel.
App regt Debatte über Datenhoheit an
Gesundheits-Apps spielen nach Ansicht von TK-Chef Dr. Jens Baas eine wichtige Rolle in der Debatte darüber, wer die Hoheit über die Daten der Patienten künftig haben soll. "Wenn wir als Krankenkassen solche Apps nicht anbieten, werden sie von kommerziellen Anbietern angeboten", sagte Baas.
Die Kassen müssten zumindest versuchen, gegen Google, Apple und Co. anzugehen. "Ansonsten werden ausländische Konzerne die Gesundheitsversorgung in Deutschland steuern", sagte Baas.
Weltweit lassen sich laut Statista über Android betriebene Systeme mehr als 1,3 Millionen Gesundheits-Apps herunterladen, Apple bringt es auf mehr als 1,2 Millionen solcher Apps, Windows und Blackberry kommen auf 245 beziehungsweise 200 Millionen.
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