Aktiengeschäfte
Corona macht Superreiche noch reicher
Trotz der Coronavirus-Pandemie haben es die Reichsten der Reichen geschafft, ihre Vermögen zu steigern. Der Grund: Viele haben vor dem Crash Aktien verkauft. Später kauften sie günstig zu – auch Gesundheitswerte.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Den 2189 wohlhabendsten Menschen dieser Welt ist es auch in der Corona-Krise gelungen, ihr Vermögen weiter zu mehren.
Das zeigt die jüngste Ausgabe des Milliardärs-Berichts, der jährlich zusammen von der Schweizer Großbank UBS und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC erstellt wird.
Danach ist das Gesamtvermögen der reichsten Menschen von Mitte 2019 bis Ende Juli dieses Jahres um 2200 Milliarden Dollar oder 27,5 Prozent auf 10.200 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 8676,5 Milliarden Euro, gestiegen.
„Dieser Betrag übertrifft den bisherigen Höchststand von 8900 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2017“, sagt Josef Stadler, der als Chef des Bereichs Global Family Office die Geschäfte der UBS mit den Superreichen lenkt.
Billig wieder eingestiegen
Dass die Milliardäre dieser Welt ihr Gesamtvermögen binnen lediglich zwölf Monaten um mehr als ein Viertel mehren konnten, hat der Studie zufolge vor allem einen Grund: Viele der Ultravermögenden waren nach den starken Kursgewinnen an den Börsen in 2019 vorsichtig geworden und hatten zu Beginn dieses Jahres in großem Stil Aktien verkauft.
Dadurch war es ihnen später möglich, Wertpapiere in hoher Zahl sehr günstig zu erwerben, nachdem die Kapitalmärkte im März weltweit wegen der Corona-Krise eingebrochen waren.
Dabei setzten viele Milliardäre neben Aktien von Technologieunternehmen wie der Google-Mutter Alphabet, Apple, Microsoft und Tesla auch auf Papiere von Biotech- und Pharmaunternehmen. Die Börsennotierungen der potenziellen Erzeuger von Impfstoffen und Medikamenten zur Eindämmung der Pandemie und zur Therapie von COVID-19 waren mit der Ausbreitung des Virus kräftig gestiegen.
Der Großteil der Milliardäre hat sein Vermögen durch erfolgreiches Unternehmertum aufgebaut. Durch das Wachstum ihrer Firmen und durch die erfolgreiche Anlagestrategie vor und in der Corona-Krise gelang es 31 Millionären, in den vergangenen beiden Jahren zu Milliardären zu werden.
Sieben Milliarden gespendet
„Heute gibt es weltweit 2189 Milliardäre gegenüber 2158 im Jahr 2017“, so Stadler. In Deutschland sei der Club der Superreichen in dieser Zeit von 114 auf 119 Mitglieder gewachsen. Ihr Gesamtvermögen sei von Frühjahr 2019 bis Sommer dieses Jahres von 500,9 Milliarden Dollar auf 595 Milliarden Dollar gewachsen.
Rund zehn Prozent der Ultravermögenden weltweit habe in den vergangenen Monaten medizinische Einrichtungen, Forschungs- und Hilfsorganisationen im Ringen gegen die Pandemie gefördert, weiß Stadler. „Zwischen März und Juni haben mehr als 2000 Milliardäre rund 7,2 Milliarden Dollar an Spenden öffentlich zugesagt, um den Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen.“
Nach einer Befragung des Beratungsunternehmens PwC hat zudem gut ein Fünftel der Milliardäre seit dem Frühjahr 2019 mehr Geld philanthropischen Zwecken zugeführt als in den zwölf Monaten zuvor. Nun aber werden die Superreichen zurückhaltender: Innerhalb des nächsten Jahres wollen sich die meisten Milliardäre der PwC-Befragung zufolge eher wieder vermehrt um ihre Geschäftsstrategie kümmern.