Infektionsgeschehen
DKG legt neues Pandemie-Warnkonzept vor
Um das Infektionsgeschehen und vor allem eine Überlastung des Gesundheitssystems realistisch abschätzen zu können, reichen Inzidenzzahlen alleine nicht mehr aus, so die DKG. Sie drängt auf den Einsatz eines Indikatorenmixes, das Konzept dafür hat die Gesellschaft nun vorgelegt.
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COVID-19-Patienten auf einer Intensivstation (Archivbild): Um die Auslastung der Kliniken besser einschätzen zu können, schlägt die Deutsche Krankenhausgesellschaft einen Indikatorenmix vor, der neben der Inzidenz die Hospitalisierungsrate, Impfquoten und Teststrategien berücksichtigt.
© Waltraud Grubitzsch / dpa / picture alliance
Berlin. Seit Tagen wird über die Aussagekraft der Corona-Inzidenzzahlen debattiert. Selbst Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ließ verlauten, dass es neben der Zahl der Neuinfektionen weitere Kriterien zur Einschätzung der Corona-Lage brauche. In das gleiche Horn bläst nun die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). „Allein die Inzidenz noch als Maßgabe dafür zu nehmen, wann Beschränkungen von Grundrechten im Herbst erfolgen könnten, ist absolut nicht mehr ausreichend“, so der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß in einer Mitteilung vom Samstag.
Dabei hat die Krankenhausgesellschaft auch schon die Lösung parat: ein Indikatorenset, das altersspezifische Daten zu den drei Bereichen Infektionslage und Testungen, Impfungen (Schutz der Bevölkerung) und Hospitalisierung (Belastung des Gesundheitswesens/schwere Verläufe) beinhaltet. Unterteilt wird in dem Modell in die Altersgruppen 0 bis 12 Jahre, 12 bis 17 Jahre, 18 bis 35 Jahre, 36 bis 65 Jahre und älter als 65 Jahre.
Auswertung gezielt nach Altersgruppen
„Aus unserer Sicht ist es zwingend erforderlich, diese Kennzahlen transparent und öffentlich darzustellen, um die notwendige Akzeptanz für bevorstehende politische Entscheidungen zu erreichen“, sagte Gaß.
Laut DKG ließe sich so etwa feststellen, ob geänderte Teststrategien Einfluss auf die Sieben-Tage-Inzidenz haben. Ein Beispiel: Komme es zu einem deutlich stärkeren Testgeschehen im Zusammenhang mit Reiserückkehrern oder Schulöffnungen, könnte die Sieben-Tage-Inzidenz ansteigen, obwohl sich das Infektionsgeschehen tatsächlich nicht verändert, heißt es. Dies lasse sich dann anhand der Positivrate (Anteil der positiven Tests an allen durchgeführten Tests) differenziert nach Altersgruppen erkennen.
DKG: Trends wären besser erkennbar
Ebenso könne besser erfasst werden, ob es durch Schulöffnungen tatsächlich zu einem deutlich höheren Infektionsgeschehen in den jüngeren Altersgruppen komme. Und ob damit schwerere Verläufe bei Kindern und Jugendlichen verbunden seien. Oder ob eine dritte Impfung bei älteren Personen, die schon vor längerer Zeit geimpft worden sind, notwendig sei, weil bei ihnen ein Trend zu schweren Verläufen erkennbar ist.
Dabei müssten die Daten nicht neu erfasst werden, erläutert die DKG. Alle Kennzahlen lägen bereits vor beziehungsweise würden von den Kliniken nach dem Infektionsschutzgesetz schon jetzt gemeldet. „Das RKI erhält über die Gesundheitsämter von den Krankenhäusern alle Daten zur Krankenhausaufnahme, nicht nur die Zahl der Neuaufnahmen, sondern auch Alter und Impfstatus der COVID-Patienten“, heißt es. Diese Daten würden aber bislang nicht veröffentlicht, so die Kritik.