7 Fragen
Das macht eine gute Gesundheitsapp aus
Gesundheits-Apps haben Konjunktur. Doch nicht bei allen handelt es sich um seriöse Angebote. Experten raten, sieben zentrale Prüfpunkte zu beachten.
Veröffentlicht:KIEL. Gesundheits-Apps sind nicht mehr aufzuhalten. Die digitale Kompetenz der Nutzer aber hält sich in Grenzen. Auf einer Veranstaltung in Kiel sahen Experten in einer Stärkung dieser Kompetenz eine zentrale Herausforderung.
"Wir müssen lernen, mit der Digitalisierung umzugehen", forderte PD Dr. Urs-Vito Albrecht vom Peter L. Reicherts Institut für medizinische Informatik (Braunschweig und Hannover) in Kiel.
Er verwies auf die Kompetenz und die Bereitschaft der Menschen in vielen anderen Bereichen: "Die Leute schaffen es ja auch beim Autokauf, warum soll das bei Gesundheits-Apps nicht möglich sein", fragte Albrecht in einer Veranstaltung der Hermann Ehlers Akademie in Kooperation mit dem vdek Schleswig-Holstein.
Albrecht erwartet, dass sich Menschen mit grundlegenden Fragen, wie der nach der Datenschutzerklärung oder dem Impressum, beschäftigen.
Dabei spielt das Alter eine untergeordnete Rolle, wie Schleswig-Holsteins TK-Chef Dr. Johann Brunkhorst betonte: "Alte Menschen sind keine digitalen Analphabeten".
Kritischer Blick auf Apps
Auch er forderte, dass Menschen kritisch auf jedes App-Angebot schauen, bevor sie es nutzen. Nach seiner Empfehlung sind für eine echte Einschätzung, ob man Vertrauen in eine Gesundheits-App haben kann, Antworten auf diese Fragen wichtig:
» Welches Interesse verfolgt der Anbieter?
» Wer trägt die Kosten für die Entwicklung der App?
» Wer liefert die wissenschaftliche Expertise?
» Bleiben die Daten ausschließlich für den Patienten nutzbar?
» Sind die Wirkungen im Echtbetrieb erprobt worden?
» Steigert die App die Behandlungsqualität?
» Wird mit der App die Patientenautonomie gestärkt?
Da der einzelne Nutzer kaum Antworten auf alle Fragen finden wird, kommt der datenschutzrechtlichen Gestaltung von Apps erhebliche Bedeutung zu. Marit Hansen, Landesbeauftragte für den Datenschutz in Schleswig-Holstein, machte deutlich: "Ihr Smartphone ist nicht so sicher, wie erhofft.
Datenschutz stärker berücksichtigen
Datenschutzanforderungen müssten deshalb in die Technik eingebaut werden. Bei Empfehlungen von Produkten und Diensten müsse der Datenschutz verstärkt berücksichtigt werden. Und vor allem sollte Europa sich in diesen Fragen stärker engagieren und nicht dem Markt die Entwicklung überlassen.
Dem einzelnen Nutzer riet Hansen, sich nicht ausschließlich auf Zertifizierungen – die zum Teil käuflich seien – zu verlassen. Risiken seien manchmal besser beherrschbar, wenn man einzelne Funktionen von Diensten abstelle.
Deutlich wurde aber auch: Niemand rechnet damit, dass die Bedenken zu einer nachlassenden Nachfrage nach mobilen Gesundheitsanwendungen führen werden. Lisa Gausepohl von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank zeigte anhand von Daten aus der 360 Grad-Studie ihres Unternehmens, dass Heilberufler in der digitalen Vernetzung das größte Veränderungspotenzial im Gesundheitswesen sehen.
Als Folge rechnen sie zwar mit erheblichen Veränderungen in den Versorgungsstrukturen, erwarten aber Stabilität in der Beziehung zu ihren Patienten. Für die wirtschaftliche Seite ihrer Praxis rechnen die 500 befragten Heilberufler in Folge der Digitalisierung mit steigenden Investitionen bei nicht schritthaltenden Profiten.