Private Krankenversicherung
Debeka und Co wollen Leistungen gemeinsam einkaufen
Die PKV-Unternehmen mischen zunehmend im Leistungs- und Versorgungsmanagement mit. Nun haben sich fünf große Anbieter zusammengetan und werfen mehr als vier Millionen Versicherte in die Waagschale.
Veröffentlicht:Köln. Fünf private Krankenversicherer (PKV) wollen im Leistungs- und Versorgungsmanagement an einem Strang ziehen. Axa, Debeka, HUK-Coburg und die zur Versicherungskammer Bayern gehörenden Anbieter Bayerische Beamtenkrankenkasse und Union Kranken haben sich zu der Kooperation „Innovatives Versorgungsmanagement“ zusammengeschlossen.
Gemeinsam handeln die fünf Unternehmen Verträge mit Pharmafirmen, Kliniken und Ärzten aus, um die Versorgung ihrer Versicherten zu verbessern und gleichzeitig kostengünstiger zu machen. „Wir wollen die Versorgungsqualität und die Prozesse verbessern“, erläutert Debeka-Vorständin Annabritta Biederbick.
Ein gemeinsames Unternehmen wollen die Versicherer für das Versorgungsmanagement nicht gründen. Das sei zurzeit kein Thema, sagt sie. „Es geht darum, die Kompetenzen und Erfahrungen zu bündeln.“ Gleichzeitig hoffen die Versicherer, durch das gemeinsame Auftreten die Attraktivität für weitere Partner am Markt zu erhöhen. Die fünf Gesellschaften haben zusammen mehr als vier Millionen Vollversicherte, die gesamte PKV-Branche kommt auf 8,7 Millionen.
Krankenversicherungen als Gesundheitspartner?
Mit dem „Innovativen Versorgungsmanagement“ folgen die Krankenversicherer zwei großen Trends in der PKV. Zum einen versuchen die Anbieter verstärkt, eine aktive Rolle in der Versorgung ihrer Versicherten zu spielen und sich als Gesundheitspartner zu profilieren. Zum anderen gewinnen Kooperationen in der PKV an Bedeutung, da viele Versicherer zu klein sind, um die Herausforderungen der Zukunft allein zu stemmen, Stichwort Digitalisierung.
Die Versicherer haben bereits erste Verträge abgeschlossen. Mit dem Pharmaunternehmen Sandoz in Deutschland haben sie einen Rabattvertrag ausgehandelt. „Die erzielten Ersparnisse erhöhen die Beitragsstabilität und kommen so den Versicherten zugute“, sagt Biederbick. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Medigreif Inselklinik in Heringsdorf, die auf Psychosomatik und Psychotherapie spezialisiert ist. Zu den Zielen der Vereinbarung gehören die Reduzierung der Wartezeiten für die Versicherten und eine kundenfreundliche Gestaltung des Kostenübernahmeverfahrens.
Verhandlungen mit Kliniken laufen
Verhandlungen mit anderen Kliniken im Bereich Psychiatrie und Psychosomatik laufen bereits. Die Versicherer hoffen, langfristig bundesweit ein flächendeckendes Netzwerk aufzubauen. Auch mit anderen Krankenhäusern und weiteren Pharmaunternehmen führen die Gesellschaften Gespräche.
Ein Anliegen ist den Versicherern die Entwicklung sektorenübergreifender Konzepte, erläutert Biederbick. „Wir können uns vorstellen, mit Partnern über digitale Lösungen zu sprechen und den Versicherten sektorübergreifende Prozesse anzubieten.“
Axa, Bayerische Beamtenkrankenkasse, Debeka, HUK-Coburg und Union sind die Zusammenarbeit gewohnt. Sie alle sind an dem Portal „Meine Gesundheit“ beteiligt, das die Axa gemeinsam mit dem Arztsoftwarehersteller CompuGroup Medical gegründet hat. „Durch die Kooperation haben wir uns kennengelernt und Vertrauen aufgebaut“, sagt Dr. Hans-Olav Herøy, Vorstand der HUK-Coburg. Ein weiterer Vorteil sei die gemeinsame digitale Plattform. Das ist der Grund dafür, dass die fünf Versicherer auf einen eigenen Weg setzen. „Wir verschließen uns aber nicht Gesprächen mit anderen Versicherern“, betont Biederbick.
Nicht der erste Zusammenschluss
Mit LM+ ist bereits ein von PKV-Anbietern ins Leben gerufenes Unternehmen im Markt tätig, das auf das Leistungsmanagement spezialisiert ist. Der Dienstleister ist von Barmenia, Gothaer, Hallesche und Signal Iduna gegründet worden. Zu den Schwerpunkten gehören der gemeinsame Einkauf – inklusive Rabattverträge mit Pharmafirmen – und die Entwicklung von Versorgungskonzepten für Versicherte mit bestimmten Erkrankungen.
Kommt über das „Innovative Versorgungsmanagement“ ein Vertrag zustande, müssen sich nicht alle der fünf Versicherer daran beteiligen. Auch auf Seiten der Kunden und der Behandler gibt es keinen Zwang, betont die Juristin. „Die Therapiefreiheit bleibt immer beim Arzt, wir machen lediglich Angebote.“ Die Angebote sollen den Unternehmen dazu dienen, sich als Gesundheitsdienstleister und Partner der Versicherten zu positionieren und ihnen zu einer bestmöglichen Behandlung zu verhelfen.