Kommentar zu Tests auf SARS-CoV-2

Der Faktor Mensch – viel Bürokratie bringt wenig Effizienz

Die Corona-Zeit hat Vertragsärzten eine Flut von neuen Regeln gebracht. Kein Wunder, dass darüber manche den Überblick verlieren.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Die Corona-Warn-App kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Erst dauerte die Entwicklung viel länger als geplant, dann gab es technische Probleme, unter anderem mit den Betriebssystemen der Smartphones, und gut 16 Millionen Downloads sind auch noch lange nicht genug, um für eine gute Abdeckung zu sorgen. Hinzu kommt jedoch der Faktor Mensch, der von den Machern der App und den Gesundheitspolitikern offenbar unterschätzt wird.

Als der Autor dieser Zeilen in der vergangenen Woche unversehens für einen SARS-CoV-2-Test in einem hessischen Testzentrum landete und sich erkundigte, wie er denn als Nutzer der Warn-App jetzt an sein Testergebnis komme und wie er bei einem positiven Ergebnis dieses dann in die App einzugeben habe, damit andere App-Nutzer, die länger in Kontakt waren, gewarnt werden, bildeten die Gesichter des Arztes und der anwesenden MFA ein einziges Fragezeichen.

Ein Formular mit QR-Code? Das gebe es wohl noch nicht, hieß es. Wie man zu der TAN komme, die für die Eintragung in der Warn-App bei positivem Test genutzt werden kann? Antwort Fehlanzeige.

Ärzte und MFA brauchen Informationen

Das – glücklicherweise negative – Testergebnis kam dann rund 48 Stunden später per SMS. Was bleibt, ist das offensichtliche Nichtwissen des medizinischen Personals. Und genau das ist entscheidend: Wie kann eine Corona-Warn-App Wirkung entfalten, wenn die Personen, die ständig Kontakt mit potenziell Infizierten haben, keine Auskunft darüber geben können, geschweige denn, dazu motivieren können, die App zu nutzen?

Die Technik ist dann eher sekundär, wenn die Menschen in den Praxen und Testzentren zu wenig wissen.

Die Aufgabe, Ärzte und MFA an der Basis auch fit für die App zu machen, damit Patienten kompetent informiert werden können, ist offenbar gar nicht wahrgenommen worden.

Welches Formular bei welchen Patienten?

Und – übrigens – ähnliches gilt auch für das immer komplizierter werdende Procedere mit den unterschiedlichen Testanlässen: Muster 10, solange noch kein Muster 10c vorhanden ist, Muster OEGD bei Auftrag durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst, aber Muster 10c wiederum bei Symptomen, bei Reiserückkehrern wiederum Muster OEGD, wenn die neue Version schon verfügbar ist. Sonst doch Muster 10c...

Auch Fehler in der Abrechnung sind dann programmiert – wer hat zum Beispiel im Kopf, wann die GOP 88240 bei Verdacht auf SARS-CoV-2 angegeben werden muss und wann nicht? Die Klagen vieler Vertragsärzte über zunehmende Bürokratie in Sachen COVID-19 kommen nicht von ungefähr.

Es wäre an der Zeit, nach vielen Ad-hoc-Entscheidungen in den vergangenen Monaten nun einen Schritt zurückzutreten, um manches zu vereinfachen und so die Ärzte wieder mitzunehmen. Das käme nicht nur der Corona-Warn-App zugute.

Schreiben Sie dem Autor: hauke.gerlof@springer.com

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