Mehrfach prämiertes Konzept

Dermatologin setzt auf YouTube-Lehrvideos für Jungmediziner

Hautärztin und Professorin Regine Gläser hat ihr Faible für die Lehre mit in die Niederlassung genommen: In Kurzvideos erklärt sie auf YouTube Medizinstudenten und anderen Interessierten Grundlagenwissen der Dermatologie. Der Zulauf ist groß.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Prof. Regine Gläser produziert YouTube-Lehrfilme und tritt dabei auch gerne mal selbst vor die Kamera.

Prof. Regine Gläser produziert YouTube-Lehrfilme und tritt dabei auch gerne mal selbst vor die Kamera.

© Dirk Schnack

Kiel. Holzspatel, Glasspatel, Auflichtmikroskop – das Instrumentarium der Dermatologen und ihren korrekten Einsatz lernen viele Ärzte erst in der ärztlichen Praxis kennen. Hautärztin Professorin Regine Gläser dagegen erläutert schon Medizinstudierenden, wie sie die Instrumente handhaben müssen.

In über 15 Kurzvideos erklärt sie Grundlagenwissen der Dermatologie: Wie viel Salbe muss man auftragen, damit die Haut vor Sonne geschützt wird? Worauf muss ich beim Hautkrebsscreening achten? Wie gelingt die Nahttechnik bei einer OP?

Längst kein Geheimtipp mehr

Über YouTube sind die Filme meist mit der „Hauptdarstellerin“ Gläser zu sehen und einige sind längst mehr als ein Geheimtipp. Der Film mit dem Hautkrebsscreening etwa ist mittlerweile über 67.000 Mal angeklickt worden. „Das schauen sich neben Studierenden auch Patienten an und Allgemeinmediziner frischen ihr Wissen auf“, vermutet Gläser.

Ihr Faible für die Lehre hat sie aus ihrer Zeit als Oberärztin an der Kieler UKSH-Hautklinik mit in die Niederlassung genommen. Seit 2017 ist sie in einer Kieler Gemeinschaftspraxis niedergelassen und nur noch mit geringer Stundenzahl an der Hochschule tätig. Ihre Leidenschaft ist neben der Praxis die Wissensvermittlung an junge Ärzte. „Was hätte ich mir als Studentin gewünscht“, hat sie sich in der Niederlassung gefragt. Herausgekommen sind nicht nur die Filme.

Gläser hat zum Beispiel zusammen mit anderen Kieler Dermatologen einen Praxistag für Medizinstudierende in Kiel initiiert, damit diese noch vor der Famulatur in die Dermatologie „hineinschnuppern“ können. Hintergedanke: „Solch ein Tag zeigt Studierenden ganz schnell, ob das Fach einen interessiert oder nicht. Er hilft, die Fächer schneller kennenzulernen.“

Der Praxistag konnte in der Pandemie nicht aufrechterhalten werden, die Filme aber waren begehrt. „Wir waren unserer Zeit voraus“, sagt Gläser. Sie startete 2019 und produzierte 2020 eine zweite Staffel, weil die Nachfrage so groß war. Als die Präsenzvorlesungen dann pandemiebedingt ausfallen mussten, gab es aus Kiel schon Material, von dem die Studierenden profitieren konnten.

Fördergelder waren wichtig

Gläser wurde mehrfach für das Konzept ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis für Akademische Lehre der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), den sie gemeinsam mit der Erlanger Privatdozentin Cornelia Erfurt-Berge erhielt. Gelobt wurde auch, dass alle Studierenden bundesweit von den frei verfügbaren Videos profitieren können. „Aus der (Haut-) Arztpraxis in den Hörsaal: Ein innovatives praxisorientiertes mediengestütztes Lehrprojekt mit überregionalen interdisziplinären Nutzungsoptionen“ lautet der Titel des praxisnahen Projektes. Die Videos konnten realisiert werden, weil Gläser hierfür von 2018 bis 2020 Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über Lehrprojekte des PerLe (Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen)-Fonds für Lehrinnovation der Christian-Albrechts-Universität (CAU) einwerben konnte.

Nicht erwartet hätte sie zu Beginn, wie aufwändig ein professionell gemachter Kurzfilm gedreht werden muss. Die Fördermittel erlaubten ihr in Kooperation mit den Jungen Dermatologen (JuDerm) des Berufsverbandes das Arbeiten mit Medienexperten. Das bedeutete für sie, dass sie für jedes Thema Drehbücher verfassen, Filme mal synchronisieren, mal Texte vom Teleprompter ablesen und als Darstellerin vor die Kamera musste. „Das war aufwändig, hat aber auch viel Spaß gemacht“, berichtet Gläser, die sich für das Projekt eng mit der schleswig-holsteinischen Berufsverbandsvorsitzenden Dr. Thyra Bandholz abgestimmt hat.

Studierende wirken mit

Wichtiger als der Spaß und die Auszeichnungen ist ihr, dass die Filme den Studierenden weiterhelfen. Die positiven Bewertungen und die Rückmeldungen von Studierenden zeigen ihr, dass sie mit ihrem Konzept auf dem richtigen Weg ist.

Was ist ihr Erfolgsrezept? „Wir haben die Studierenden von Beginn an einbezogen und gefragt, wer die Lehre mit entwickeln will“, berichtet Gläser. An der Realisierung hat dann eine Reihe von Studierenden als wissenschaftliche Hilfskräfte und als Tutoren mitgearbeitet. Eine von ihnen war Linda Wittbecker, die zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft und Tutorin fungierte, über das Projekt publizierte und inzwischen ihre Promotion zum Thema abgegeben hat.

Neben den schon abgedrehten Filmen sind Ideen für weitere vorhanden. Allergietests, Pilzdiagnostik und die Interaktion mit Patienten sind nur drei von vielen Themen, die Gläser vorschweben.

Zu den Videos auf Youtube

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Die Inflation schlägt besonders bei Investitionskosten zu

Kooperation | In Kooperation mit: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Das könnte Sie auch interessieren
Aktuelles Fachwissen auf medbee

© Brickenkamp PR | Bayer Vital GmbH | Springer Medizin Verlag GmbH

Dermatologie im Fokus

Aktuelles Fachwissen auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Falldiskussion: Differenzial-diagnose und Therapie von Hautinfektionen

© Bayer Vital GmbH

Spektrum Dermatologie Kongress 2024

Falldiskussion: Differenzial-diagnose und Therapie von Hautinfektionen

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Diagnose und effektive Behandlung von trockenen Augen

© Moon Safari / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Diagnose und effektive Behandlung von trockenen Augen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus für das lokal fortgeschrittene BCC

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Fortgeschrittenes Basalzellkarzinom

Management der Langzeittherapie mit Sonidegib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sun Pharmaceuticals Germany GmbH, Leverkusen
Abb. 1: Hautsymptome bei einem 61-jährigen männlichen Patienten mit indolenter systemischer Mastozytose: Multiple, monomorphe, rötlich-bräunliche Makulae; im Ausschnitt: Darier-Zeichen: provozierte Quaddelbildung und Rötung

© PD Dr. Frank Siebenhaar, Berlin

Indolente systemische Mastozytose

Avapritinib: Erste und einzige zugelassene zielgerichtete Therapie*

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Blueprint Medicines (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus von Ruxolitinib-Creme

© Springer Medizin Verlag GmbH, modi?ziert nach [4–7,10]

Ruxolitinib-Creme bei nichtsegmentaler Vitiligoa

Zielgerichtete Therapie mit günstigem Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Incyte Biosciences Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Smiley und Jahreszahl 2024

© Aliaksandr / stock.adobe.com

Der positive Jahresrückblick

Diese guten Nachrichten gab es 2024 im Gesundheitswesen

Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

72 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025