Telematik-Rollout
"Die Geräte werden da sein"
Die gematik hat das offizielle Go für die Datenautobahn im Gesundheitswesen gegeben. Beruhend auf den Tests in der Region Nordwest. Uwe Eibich, Vorstand der CompuGroup Medical Deutschland AG, erklärt im Interview, ob die Industrie tatsächlich mithalten kann.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Der offizielle Startschuss für die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) ist gefallen. Sie sind als treibende Kraft in der Region Nordwest nah am Geschehen. Ist die Technik wirklich so weit?
Uwe Eibich:Die Technik ist fertig. Wir haben unsere Produkte bei der gematik eingereicht und die Vorbereitungen zur Produktion der technischen Komponenten laufen auf Hochtouren.
Wir sind sicher, dass wir – wie von der gematik angekündigt –ab Herbst große Stückzahlen liefern können, wenn man dort mit der notwendigen Zulassung zeitgerecht fertig wird. Das heißt, die Geräte werden da sein.
Die Geräte sind eine Sache: Viele Praxen fragen sich aber auch, wie es mit dem Installationsprozess läuft. Sind Sie hier – als Marktplayer – vorbereitet?
Uwe Eibich
» Aktuelle Position: Vorstandsmitglied der CompuGroup Medical SE. In dieser Position leitet er das Segment D-A-CH (Deutschland - Österreich - Schweiz).
» Ausbildung: Uwe Eibich ist Diplom-Informatiker und studierte in Berlin und Bonn.
» Werdegang: 1998 kam er zur CompuGroup und leitete langjährig den Geschäftsbereich Dentalsoftware. Ab 2004 begleitete er die internationale Expansion der CGM ins europäische Ausland und verantwortete den Bereich der ambulanten Arzt- und Dental-Informationssysteme in Deutschland. Seit 2007 ist er Vorstandsmitglied.
UE: Wir haben uns natürlich vorbereitet. Neben der Produktion von Konnektoren und Kartenlesern gehört natürlich auch der Ausbau des technischen Supports dazu. Wir wollen den Praxen eine Komplettlösung anbieten.
Da läuft zurzeit ein riesen Schulungsprogramm: Mehrere 100 Techniker werden ausgebildet. Die Stimmung unter unseren Mitarbeitern ist sehr gut. Man merkt, dass sie stolz sind, bei einem so großen Projekt dabei sein zu können.
Sie haben gerade erst ein Frühbucher-Angebot aufgelegt – was steckt dahinter?
UE: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Kunden komfortabel an die TI anzubinden. Gleichzeitig wollen wir gewährleisten, dass die Fristen aus dem E-Health-Gesetz eingehalten werden – auch wenn das Gesundheitsministerium eine Verlängerung der Frist vornimmt.
Wir wollen unseren Kunden die höchstmögliche Sicherheit in der Umsetzung geben. Daher haben wir gesagt: Wer sich bis zum 31. August entscheidet, dem garantieren wir, dass wir seine Praxis bis Jahresende an die TI anbinden. Die Frist für das Frühbucher-Angebot war notwendig, da die Anbindung eine sorgfältige Planung und damit einen gewissen Vorlauf benötigt: Im vierten Quartal können wir liefern.
Können Sie das auch garantieren, wenn es jetzt den ganz großen Ansturm mit 70.000, 80.000 Praxen gibt?
UE: 40.000 bis 50.000 Praxen sind möglich, wenn die Bestellungen rechtzeitig vorliegen. Wir garantieren unseren Frühbuchern aber auch, dass wenn es an uns liegt, wenn die Anbindung nicht pünktlich bis Jahresende klappt, wir ihnen den Differenzbetrag zur Förderung erstatten. Das ist für uns der Ansporn, es zu schaffen.
Wir hoffen zudem auf eine gute Kooperation mit den KVen und führen dort entsprechende Gespräche.
Sowohl die KBV wie auch einzelne KVen raten den Ärzten derzeit zum Abwarten. CGM plädiert eher für den frühen Einstieg: Wo sehen Sie hier Vorteile für Ärzte?
UE: Wer jetzt noch abwartet, ist meiner Meinung nach schlecht beraten. Trotz der nahezu sicheren Fristverlängerung durchs Gesundheitsministerium werden die Ressourcen für die Anbindung mit fortschreitendem Termin knapp. Wie gesagt, es braucht auch qualifizierte Techniker
Im Gespräch sind jetzt sechs Monate mehr. Es bleibt also ein sportliches Ziel. Und die sinkende Förderung bleibt ja bestehen. Wir möchten auch niemanden unter Druck setzen – aber sowohl die Praxen als auch wir als Anbieter brauchen Sicherheit für eine zuverlässige Planung.
Der Wettbewerb ist nicht sehr glücklich darüber, dass es zunächst nur den CGM-Konnektor in der gematik-Zulassung gibt. Wie sehen Sie das? Ist die Sorge berechtigt, dass hier eine gewisse Monopolstellung entsteht?
UE: Wir sind hier mit Sicherheit gut aufgestellt. Wir haben sehr viel Geld in das Thema investiert und begleiten das Projekt seit Jahren. Es ist auch kein Geheimnis, dass kurzfristig weitere Anbieter in den Markt kommen und bei der gematik ihre Produkte zur Zulassung einreichen werden.
Wir haben da einen gewissen Vorsprung. Aber ich denke, dieser Markt braucht Wettbewerb. Es ist aber eben kein einfacher Markt.
Was genau macht den Konnektor-Markt so schwierig?
UE: Zum einen muss man die Spezifikationen der gematik erfüllen. Dann gibt es aber auch noch die hohen Sicherheitsanforderungen des BSI – und die sind bei diesen Produkten weit höher aufgehängt als in anderen Bereichen. Das ist ein sehr, sehr aufwändiges Verfahren.
Hinzu kommen die kurzen Planungszeiten. Wir haben Ende Juni die letzten Spezifikationsänderungen für den Konnektor von der gematik bekommen – das ist sehr kurzfristig. Da braucht es hohe Investitionen, um innerhalb weniger Monate hohe Stückzahlen liefern zu können. Wir sprechen hier über zweistellige Millionenbeträge, mit denen die Anbieter in Vorleistung gehen. Und der Konnektor ist nur einer von vielen Bausteinen.
Ich glaube auch nicht, dass es – wie oft formuliert – mit mehr Konnektoren im Markt zu günstigeren Preisen kommt. Eben weil die Anbieter hohe Anforderungen zu erfüllen haben – mit entsprechendem Vorlauf und Investitionsvolumen.
Wir haben unseren Preis schon mit dem ersten Frühbucher-Angebot gesenkt. Die Basisausstattung mit Konnektor, Kartenleser, VPN-Zugangsdienst und Einweisung des Teams kostet inkl. MwSt. 3690 Euro. Letztlich hängt der Preis aber natürlich von der Praxisgröße ab. Der Preis passt aber zur Förderung im vierten Quartal.