Branchenanalyse
Digital Health beflügelt private Versicherer
Private Krankenversicherer bauen ihr Angebot zunehmend um digitale Anwendungen aus. Wenn diese den Kosten-Nutzen-Aspekt beachten, könnte sich das lohnen, prognostiziert die Ratingagentur Assekurata.
Veröffentlicht:KÖLN. Das Angebot von zusätzlichen Gesundheitsdienstleistungen wird für private Krankenversicherer (PKV) an Bedeutung gewinnen, erwartet die Ratingagentur Assekurata. Getrieben wird die Entwicklung durch die Digitalisierung. Zurzeit werden viele der neuen Angebote von den Versicherten zwar noch eher zurückhaltend in Anspruch genommen, doch das kann sich in Zukunft ändern, schätzt das Kölner Unternehmen.
Assekurata empfiehlt Versicherern, den Kosten-Nutzen-Aspekt fest im Blick zu haben. „Qualität statt Quantität muss die Devise lauten, um nicht Gefahr zu laufen, unnötig viel Geld für Services auszugeben, die von den Versicherten letztlich wenig bis gar nicht in Anspruch genommen werden“, heißt es einem Bericht zur Versicherungswirtschaft. Die Unternehmen sollten beachten, dass der Kundennutzen möglichst groß, die Interaktion möglichst hoch und die Bedienung möglichst einfach seien.
Breiteres Angebotsspektrum
Die PKV hat seit Jahren nicht zuletzt wegen der sich verschärfenden politischen Rahmenbedingungen mit Wachstumsproblemen zu kämpfen. Der Markt der Vollversicherung, die den Großteil des Geschäfts ausmacht, ist rückläufig, nur noch wenige Anbieter können dort spürbar zulegen.
Auch bei Zusatzversicherungen hält sich das Wachstum eher in Grenzen. Deshalb wollen die PKV-Anbieter zunehmend mit Angeboten punkten, die über das klassische Krankenversicherungsspektrum hinausgehen. Sie hoffen, sich so als Partner der Kunden rund um das Thema Gesundheit zu positionieren.
Gerade die Digitalisierung bietet ihnen eine Vielzahl an Möglichkeiten. Bei Anwendungen wie der E-Patientenakte stehen PKV-Unternehmen nicht nur in Konkurrenz untereinander, sondern auch mit den gesetzlichen Krankenkassen. Zurzeit würden digitale Gesundheitsleistungen in der PKV vor allem über Assistance-Leistungen angeboten, schreiben die Assekurata-Experten.
„Aber künftig sind hier auch spezifische Produktlösungen denkbar, die gesundheitsbewusstes Verhalten und Prävention honorieren.“ Erste Ansätze gebe es bereits. Ein Beispiel ist Axa, mit ihrem neuen Tarif „ActiveMe“.
Viele Unternehmen funktionieren ihre Rechnungs-Apps laut Assekurata in Gesundheits-Apps um und bieten neue Funktionen an wie die Erinnerung an die Medikamenteneinnahme oder Coachings für chronisch Kranke. Entwicklungen wie die E-Patientenakte und Big Data können den Unternehmen nach Einschätzung von Assekurata dabei helfen, auf die Kunden zugeschnittene Unterstützungs-Angebote zu machen.
Niedrige Zinsen, steigende Beiträge
Die anhaltend niedrigen Zinsen sehen die Experten als eine der zentralen Herausforderungen für die Branche. Die Prognose: Durch die Niedrigzinspolitik werden die Unternehmen ihren Rechnungszins weiter senken müssen, was für Kunden steigende Beiträge bedeutet.
In der Vollversicherung sind die Beitragsanpassungen 2018 bei den von Assekurata gerateten Unternehmen eher moderat ausgefallen. Sie beliefen sich auf plus 1,6 Prozent bei den Beihilfetarifen und 2,6 Prozent im Nicht-Beamten-Bereich.
Allerdings mussten die Nicht-Beamten nach 2017 auch 2018 deutliche Beitragssteigerungen in der Pflegepflichtversicherung hinnehmen. Hier geht Assekurata auch für die nahe Zukunft von weiteren Beitragsanhebungen aus. Das trifft auch für die Pflegeergänzungsversicherung zu.