Zeitplan für 2015
E-Card kommt trotz Verzugs voran
Die Industrie arbeitet mit Hochdruck an der Datenautobahn für die E-Card. 2016 soll die erste Anwendung in die Fläche gehen.
Veröffentlicht:BERLIN. Trotz anhaltender Bedenken um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) treibt die Industrie im Hintergrund die für viele Anwendungen nötige Datenautobahn voran.
"Derzeit wird die Infrastruktur aufgebaut", sagt Arno Elmer, Geschäftsführer der Telematik-Betreibergesellschaft gematik. "Die beteiligten Industrieunternehmen bauen die Technik auf."
Zwar sind die allermeisten Versicherten mit der eGK ausgestattet. Doch kann diese ohne neue Technik zum Datenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken nicht viel mehr als die alte Karte. Nach dem Bau der Autobahn für Gesundheitsdaten 2015 könnten IT-Unternehmen Anwendungen womöglich ab 2016 anbieten, so Elmer.
Am Anfang stehe die qualifizierte elektronische Signatur. "Weitere Anwendungen betreffen die Sicherheit von Arzneimitteltherapien oder die elektronische Fallakte." Im Endausbau gehe die gematik von 200.000 Anschlusspunkten etwa in Praxen und Apotheken aus.
Vor allem für ältere Patienten mit mehreren Krankheiten und Medikamenten würden die Anwendungen interessant. Elmer wirbt deshalb dafür, "dass auch die Pflegeberufe an die Telematikinfrastruktur angebunden werden".
Der GKV-Spitzenverband hatte vor wenigen Wochen Alarm geschlagen. Die Einführung der Karte mitsamt echtem Nutzen sei wegen Hemmnissen - ausgelöst durch die Ärzteschaft - nicht sicher, so der Tenor.
Das ließ die KBV nicht auf sich sitzen. Schließlich griff Gesundheitsminister Hermann Gröhe ein. Er will, wie berichtet, nun per Gesetz das Milliardenprojekt antreiben.
Fest steht, dass die gematik bereits Ende Juni eingeräumt hat, dass sich die fürs 4. Quartal 2014 avisierte Erprobung des Versichertenstammdatenmanagements (VSDM) voraussichtlich aufs 2. Quartal 2015 verschiebt. Der Grund: Im Bereich der dezentralen Komponenten (Karten, Kartenterminals, Konnektor) seien in Abstimmung mit den Gesellschaftern der gematik - zu denen auch die Krankenkassen gehören - funktionale Erweiterungen und Verbesserungen in das laufende Verfahren eingebracht worden.
Der vollständige Aufbau des zentralen Netzwerkes werde aber planmäßig bis Ende 2014 abgeschlossen sein, hieß es.2016 soll das Verfahren zum VSDM dann durchgehend angewendet werden. Aufgebaut werden soll dann auch die sichere elektronische Unterschrift und die sichere Online-Kommunikation zwischen Ärzten, Kliniken und Apothekern.
2017 sollen die E-Unterschrift und E-Kommunikation in den normalen Betrieb gehen.Die KBV warnt indes vor unerwartetem Mehraufwand. "Bei der eGK wurden die Aspekte Sicherheit und Wartung unterschätzt", so KBV-Chef Andreas Gassen. "Es ist ein mögliches Szenario, dass die Karte immer wieder ausgetauscht werden muss."
Laut den Krankenkassen und der Bundesregierung ist klar, dass die Karte immer mal wieder ausgetauscht werden müsse. Die sei aber keineswegs ein Indiz für mangelnde Sicherheit, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband.
"Um sicherzustellen, dass die Karte stets den neuen und höchsten Sicherheitsstandards entspricht, werden die Zertifikate für die eGK vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) immer nur auf bestimmte Zeit vergeben", erläuterte Marini. Ein erster Austausch werde dadurch 2017 nötig.
Laut einer aktuellen Studie der Universität Augsburg, die dpa vorlag, haben die massiven Vorbehalte in der Ärzteschaft gegen die eGK mehrere Ursachen: etwa der Eindruck, die Regierung mache Druck zur Einführung der Karte, Misstrauen gegenüber der Datensicherheit oder der Wunsch, die Arbeit einfach so zu machen wie immer. (dpa/reh)
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