Hintergrund
Hallesche nimmt keine Neukunden mit Schufa-Eintrag
Säumige Beitragszahler sind ein Problem für private Krankenversicherer. Die Branche ruft nach dem Gesetzgeber. Manche Assekuranzen kümmern sich jetzt selbst um das Problem. Zum Beispiel die Hallesche: Sie nimmt Antragsteller mit Schufa-Eintrag nicht auf.
Veröffentlicht:Der private Krankenversicherer Hallesche hat offenbar eine Lösung für das Problem der säumigen Beitragszahler gefunden. Er prüft gründlich die finanzielle Lage von Interessenten, die eine Police abschließen wollen, und nimmt nur noch solvente Kunden an.
Mit dieser Geschäftspolitik zeigt die Hallesche, dass die Branche bei der Bewältigung des Nicht-Zahler-Problems auf Hilfe des Gesetzgebers durchaus verzichten kann, wie sie Manager von Wettbewerbern fordern. Allerdings hat dieses Modell seinen Preis - es kostet zunächst Neugeschäft.
Die Hallesche hatte 2010 durch säumige Beitragszahler Außenstände in Höhe von rund 10 Millionen Euro, nach 7,5 Millionen Euro im Vorjahr. Als Reaktion auf dieses Phänomen hat das Unternehmen die Kriterien für die Annahme von Neukunden verschärft. "Die Bonitätsbeurteilungen zeigen erste Erfolge, der Anstieg der Nichtzahler ist bei uns gestoppt", sagte Walter Botermann, Chef des Konzerns Alte Leipziger-Hallesche.
Auch die Höhe der durch Beitragspreller verursachten Außenstände stagniert. Nach Einführung der Krankenversicherungspflicht dürfen Krankenversicherer Kunden, die ihre Beiträge nicht zahlen, nicht mehr kündigen. Dadurch entstehen den Gesellschaften hohe Belastungen.
Sie müssen für die Nicht-Zahler Alterungsrückstellungen bilden, außerdem haben diese Kunden das Recht auf eine medizinische Notfallversorgung. Immer wieder werden deshalb in der Branche Rufe laut, der Gesetzgeber möge den Unternehmen scharfe Instrumente in die Hand geben, um gegen die Nicht-Zahler vorgehen zu können.
Bonitätsprüfungen gibt es bei der Halleschen seit 2003. "Neu ist seit 2010 die Zusammenarbeit mit der Schufa", sagte Vorstand Wiltrud Pekarek. Kunden mit einem Schufa-Eintrag nimmt die Hallesche nicht. Antragsteller durchlaufen ein Scoringverfahren. Dabei wird unter anderem geprüft, ob sie durch häufige Mahnverfahren oder bei Banken wegen Zahlungsschwierigkeiten negativ aufgefallen sind.
Die potenziellen Kunden werden mit einem Buchstaben von A für sehr gut bis P für ganz schlecht bewertet. Zwischen K und M verläuft die Grenze zwischen Annahme und Ablehnung. "Wo genau die Grenze gezogen wird, ist die geschäftspolitische Entscheidung", sagte sie.
Der Versicherer hat damit eine Stellschraube, mit der er die Qualität des Neugeschäfts in Bezug auf die Bonität der neuen Kunden sehr fein steuern kann. Die Prüfung erfolgt innerhalb des regulären Antragsverfahrens, das nicht verzögert wird, sagte Pekarek. Die meisten Kunden kommen zur Halleschen über Versicherungsmakler.
Die Vermittler erhalten keine Ergebnisse über den Ausgang des Scoring-Verfahrens, betonte sie. Bei einer schlechten Einstufung erhalten sie ohne Angabe von Gründen nur die Nachricht, dass der Kunde abgelehnt wurde.
Die strikte Auswahl wirkte sich auf das Neugeschäft aus. 2010 stieg die Zahl der Neukunden netto nur um 776 Personen auf 229 851. Insgesamt hat die Hallesche im vergangenen Jahr 3000 neue Kunden gewonnen. Unter anderem wegen des Verlusts eines Gruppenvertrags hat sie aber auch viele Versicherte verloren.
Durch die strikte Annahmepolitik hat das Unternehmen einige Vertriebspartner verloren, dafür aber neue hinzugewonnen. Das wirkt sich positiv aus. Im laufenden Jahr verbucht die Hallesche bereits 5000 neue Kunden, sagte Konzern-Chef Botermann.
Die Gesellschaft will keine neuen Versicherten, die durch sogenannte Umdeckungen gewonnen werden. Darunter versteht die Branche die bei manchen Vertrieben übliche Praxis, Kunden kurz nach dem Vertragsabschluss zum Wechsel zu einem anderen Anbieter zu bewegen, um erneut eine Provision zu kassieren.
"Wir haben eine hohe Korrelation zwischen Kunden festgestellt, die nicht zahlen, und denen, die oft wechseln", sagte Botermann. Er bestritt, dass die Hallesche bis zu 18 Monatsbeiträge an Provisionen zahlt, wie es in einer Studie hieß. Die Höhe der maximal von der Gesellschaft gezahlten Provisionen wollte er aber nicht nennen.
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