Landarztsuche
Helfen Anreize bei der Praxis-IT?
Ein Praxis-EDV-Anbieter unterstützt drei Gemeinden in Deutschland bei der Suche nach einem Nachfolger für Landarztpraxen. Locken soll die Kandidaten nicht nur die Herausforderung der ärztlichen Versorgung vor Ort, sondern auch Vergünstigungen beim Betrieb der Praxis-Software.
Veröffentlicht:ELTVILLE/AICHWALD/LÜSSOW/FILSUM. Dem Landarztmangel wird von unterschiedlichster Seite der Kampf angesagt. Nun will auch der Praxis-EDV-Anbieter medatixx Praxischefs in drei Gemeinden helfen, einen Nachfolger zu finden.
"Seitens medatixx wollen wir einen Beitrag leisten gegen den Ärztemangel und haben deshalb die Initiative ‚medatixx gegen den Ärztemangel‘ ins Leben gerufen", erklärt medatixx-Geschäftsführer Jens Naumann.
Nach Unternehmensangaben stehen nun die Gewinner des Wettbewerbs fest: Auf Platz 1 kam demnach der Neubau eines Arzthauses der Gemeinde Aichwald in Baden-Württemberg, auf Platz 2 die Gemeinde Lüssow (Mecklenburg-Vorpommern) mit einem Ärztehaus und auf Platz 3 die Gemeinde Filsum (Niedersachsen) mit der Errichtung eines Gesundheitszentrums.
Das Unternehmen medatixx, nach eigenen Angaben zweitgrößter Hersteller von Arztpraxissoftware in Deutschland, hatte bundesweit alle Gemeinden angeschrieben, die nach den jeweiligen KV-Statistiken nicht ausreichend ärztlich versorgt sind, und zum Wettbewerb "medatixx gegen den Ärztemangel" eingeladen.
Die besten Gemeindekonzepte zur Neuansiedlung eines Arztes seien nach den Kategorien "Anzahl der eingesetzten Medien zu Werbezwecken" und "eingesetztes Geld pro Einwohner" bewertet worden. Darüber hinaus sei eine Online-Abstimmung erfolgt.
Materielle und immaterielle Hilfe für Praxisnachfolger
Die drei Siegergemeinden würden von medatixx bei PR- und Marketing-Maßnahmen unterstützt. Der sich jeweils neu niederlassende Arzt erhalte eine Erstattung der Lizenzkosten für eine der vier Praxissoftware-Lösungen der medatixx sowie für die Softwarepflegegebühren für 24 Monate.
Darüber hinaus erfahren die Ärzte direkte finanzielle Hilfe: In der Siegergemeinde 5000, in der zweitplatzierten 2000 und in der drittplatzierten Gemeinde 1000 Euro.
"Die Gemeinden sind zum Teil in einer echten Notlage", erläutert Naumann. Ein Arzt werde dringend gesucht, doch scheuten viele Mediziner davor zurück, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen. Mit kreativen und attraktiven Konzepten würben kleinere Orte in wunderschönen Landschaften um Ärzte.
"Die Siegergemeinden unseres Wettbewerbes haben gute Konzepte und attraktive Rahmenbedingungen für einen potenziellen Arzt geschaffen", so Naumann. Doch fehlten gerade den kleineren Gemeinden oft Geld, Personal und Netzwerke, um Mediziner zu erreichen.
"Hier möchten wir helfen, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag im Hinblick auf die Gesamtsituation ist. Die Ermittlung der Gewinnergemeinden war spannend, denn die Orte geben im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich alles, um einen Arzt zu gewinnen."
Leuchttumrprojekt der Aichwalder überzeugte Jury
Bürgermeister Nicolas Fink beschreibt die Siegergemeinde Aichwald mit viel Begeisterung: "Aichwald liegt in einer reizvollen Landschaft mit großem Erholungswert, Freizeitanlagen und Bildungseinrichtungen. Zahlreiche Vereine und Organisationen sowie Gewerbebetriebe sind bei uns aktiv.
Die Gemeindeverwaltung unterstützt die Einwohner von Aichwald mit Projekten und Dienstleistungen. So schaffen wir einen Ort zum Wohlfühlen."
Die nur 20 Kilometer von der Landeshauptstadt Stuttgart entfernt liegende Gemeinde ist laut Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung nicht ausreichend ärztlich versorgt. Bürgermeister Fink und die Gemeindeverwaltung haben daher ein Leuchtturmprojekt ins Leben gerufen und dieses beim medatixx-Wettbewerb eingereicht.
Der Neubau des Ärztehauses mit Fahrstuhl bis zur Tiefgarage überzeugte in allen Kategorien. "Wir freuen uns sehr, dass wir den Wettbewerb gewonnen haben. Das motiviert uns und stimmt uns zuversichtlich", so Fink.
Für den gesuchten Arzt stünden 224 Quadratmeter im 1. Obergeschoss des neuen Ärztehauses Aichwald zur Verfügung - bei 5,70 Euro Nettokaltmiete je Quadratmeter.
In Lüssow soll unter anderem das Ärztehaus eine solide Basis für Ansiedlungen von jungen Familien schaffen. "Das Leben auf dem Lande bleibt interessant", betont Thomas Körting, Kirchengemeinderat Lüssow.
Seit 1977 werde ein Gebäude der Kirchengemeinde als Ärztehaus genutzt, um die medizinische Grundversorgung sicherzustellen. Einem neuen Allgemeinarzt würden komplett sanierte Räumlichkeiten und dazugehörige Parkplätze zur Verfügung gestellt.
Filsum lockt mit barrierefreiem Gesundheitszentrum
Filsum liegt inmitten der Deutschen Fehnroute, einem touristischen Highlight im Norden Deutschlands. Gesucht werde dort ein Allgemeinmediziner zur Komplettierung der Infrastruktur.
Denn, so betont Gemeindedirektor Wiard Voß: "Wir sehen uns als Gemeinde in der Pflicht, auch die medizinische Grundversorgung vor Ort sicherzustellen." Im Herbst dieses Jahres soll das neue barrierefreie Gesundheitszentrum fertiggestellt werden, in dem 110 Quadratmeter für eine Allgemeinarztpraxis bereit stünden. (maw)