Prävention
Herz-Hirn-Allianz: Ehrgeizige Ziele gegen Todesursache Nummer 1
Die Versorgung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind während der Pandemie etwas aus dem Blickfeld geraten. Eine neue Allianz will das wieder ändern.
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Erste Partner der Herz-Hirn-Allianz: Vertreter von Fachgesellschaften, Industrie und Patientenverbänden präsentieren das Hauptziel der Initiative – 30 Prozent weniger kardiovaskuläre Ereignisse. Novartis, M: sth
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Berlin. Ein hohes Ziel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben sich die Beteiligten an einer Ende vergangener Woche ins Leben gerufenen Initiative auf ihre Fahnen geschrieben: Um 30 Prozent wollen die Beteiligten an der gerade gegründeten Herz-Hirn-Allianz die Zahl der Herz-Kreislauf-Ereignisse bis 2030 senken. Das haben die Erstunterzeichner der Allianz bei einer Pressekonferenz in Berlin bekannt gegeben. Beteiligt an der Initiative sind medizinische Fachgesellschaften, Patientenorganisationen, politische Unterstützer und Industrievertreter.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien weiterhin die Todesursache Nummer 1, sagte Martina Stamm-Fibich, wiedergewählte Bundestagsabgeordnete, bei dem von Novartis organisierten Pressegespräch. „Ich werbe eindringlich dafür, dass wir das Thema nicht aus dem Blick verlieren“, sagte Stamm-Fibich, die sich als „politische Patin“ der Initiative sieht.
Auch der neu gewählte Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt die Allianz. Er lobte bei der Pressekonferenz besonders deren „präventiven Ansatz“, der gut zur Programmatik der Grünen passe. Herz-Kreislauf-Erkrankungen würden häufig zu spät erkannt, dabei wären 80 Prozent der Erkrankungen vermeidbar.
34 Prozent aller Todesfälle
Über 300.000 Menschen stürben jährlich an kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen. Das seien 34 Prozent aller Todesfälle in Deutschland, schreiben die Beteiligten der Allianz in einer gemeinsamen Erklärung. In der Corona-Pandemie habe sich diese ohnehin schon herausfordernde Situation noch weiter zugespitzt. Die Herz-Hirn-Allianz unterstütze daher die Forderungen nach einer nationalen Herz-Kreislauf-Strategie.
In einer aktuellen Studie hat auch das Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR die gesundheitlichen und sozioökonomischen Krankheitslasten durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen berechnet. Allein durch Produktivitätsverluste aus bezahlter und unbezahlter Arbeit aufgrund von Hospitalisierungen entstünden insgesamt bis zu 1,14 Milliarden Euro Folgekosten pro Jahr, berichtete Professor Dennis Ostwald vom WifOR.
Deutschland sei Weltmeister bei Interventionen, aber schlecht in der Prävention, bedauerte Professor Oliver Weingärtner, Uniklinikum Jena und auch Vorsitzender der Lipid-Liga. In Jena startete Anfang des Jahres das Kick-off-Projekt unter Weingärtners Leistung „Auf Ziel“. Die Initiative will bei Herzinfarkt-Patienten zeigen, dass sie es schaffen können, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen im Gesundheitssektor sowie mit Patientenorganisationen ihren LDL-Cholesterin-Zielwert zu erreichen.
Niedrigschwellige Früherkennung als Zwischenziel
Die Initiative will nun an mehreren Punkten ansetzen:
- Bewusstsein und Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken,
- Prävention fördern und dadurch zum Beispiel Risikopatienten früher identifizieren,
- Patientenpfade über niedrigschwellige Früherkennungsmaßnahmen optimieren, um so eine zeitnahe Diagnose zu ermöglichen, und
- interdisziplinäre Forschung in innovative Therapien vorantreiben.
Ziel sei es letztlich, kardiovaskuläre Ereignisse um 30 Prozent zu reduzieren, bekräftigte Dr. Thomas Lang, Geschäftsführer Novartis Pharma Deutschland, bei der Pressekonferenz, die von seinem Unternehmen initiiert worden war. Er hoffe, dass sich in den kommenden Monaten weitere Partner der Initiative anschließen. Die Gründung der Initiative sei der „Auftakt für ein schlagkräftiges Bündnis“.
Die Partner der Herz-Hirn-Allianz: Abbott, AdipositasHilfe Deutschland e.V., Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e.V., Defibrillator (ICD) Deutschland e.V., Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V., Gesellschaft zur integrierten Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen e.V., Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen e.V., Novo Nordisk Pharma GmbH, Siemens Healthineers und das Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR als wissenschaftlichem Partner. (ger)