Kampf um junge Ärzte
Kommunen müssen an sich arbeiten
Will sich ein Ort für einen niederlassungswilligen Arzt attraktiv machen, hilft es, die Prioritäten junger Mediziner zu kennen. Die KV Rheinland-Pfalz lädt deshalb Bürgermeister ländlicher Kommunen ein, um sie darauf vorzubereiten.
Veröffentlicht:MAINZ. Wenn Kommunen junge Ärzte locken wollen, müssen sie selbst entsprechende Weichen stellen. Das macht Harald Allmendinger, Leiter des Ressorts Beratung bei der KV Rheinland-Pfalz, deutlich. Neben der Möglichkeit, die Versorgung selbst in die Hand zu nehmen und zum Beispiel ein kommunales MVZ zu gründen, gibt es noch zahlreiche andere Stellschrauben – wichtig sei im ersten Schritt, den Kommunen diese Notwendigkeit überhaupt klarzumachen, sagt Allmendinger.
"Kommunen müssen den jungen Ärzten entgegenkommen und sich entsprechend aufstellen." Dafür sollten Städte und Gemeinden sich die Frage stellen, was ein Ort, eine Region bieten muss, damit ein junger Arzt dort seinen Lebensmittelpunkt findet. Allmendinger beruft sich dabei auf Ergebnisse von aktuellen Untersuchungen, zum Beispiel der Studie "Was ist künftigen Hausärzten bei der Niederlassungsentscheidung wichtig? Ergebnisse einer postalischen Befragung junger Ärzte in Deutschland" (Roick, Heider, Günther et al.).
Daraus geht hervor, wie wesentlich es für die Entscheidung des Arztes für einen Ort ist, dass auch Partner und Kinder sich am neuen Lebensmittelpunkt wohlfühlen können. Dass die Rahmenbedingungen für die Familie stimmen, zum Beispiel was die berufliche Entwicklung des Partners angeht, nannte der überwiegende Teil der Befragten als wichtigsten Entscheidungsfaktor.
Homeoffice nur theoretisch möglich
Ein Thema, an dem für Allmendinger heute keine Kommune mehr vorbei kommt, ist die große Bedeutung des schnellen Internets. "Schlecht wäre um Beispiel, wenn der Partner theoretisch im Homeoffice arbeiten könnte, aber das aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht gelingen kann", so der KV-Ressortleiter. Weitere wichtige Punkte sind die beruflichen Verpflichtungen wie die Anzahl der Dienste, die finanziellen Bedingungen, berufliche Kooperationsmöglichkeiten, zum Beispiel zum Geräte-Sharing, die generellen Arbeitsbedingungen (Zeit für Patienten und Work-Life-Balance) und die Lebensqualität im Umfeld.
Was also können Kommunen konkret tun, um niederlassungswillige Ärzte auf sich aufmerksam zu machen? Neben geeigneten Unterstützungsstrukturen und -angeboten für Ärzte und ihre Familien sollten Bürgermeister Hilfe bei der Suche nach geeigneten Immobilien für Praxen und Ärztezentren anbieten.
Und nicht nur das, auch durch Weiterentwicklungen der Versorgungsstrukturen können die Kommunen Ärzte entlasten und sich als attraktiven Ort für eine Niederlassung präsentieren. Zum Beispiel, indem die Kommune die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren oder ähnlichen Kooperationsformen unterstützt. Gibt es dann noch Patientenbusse, Hol- und Bringdienste oder ehrenamtliche Fahrdienste, verringert das die Zahl der Hausbesuche – ein Argument auf der Pro-Seite.
Auch arztspezifische Regionalmarketing- und Imagekampagnen könnten ein Schlüssel sein, so Allmendinger. Als Beispiel präsentiert er einen Flyer des Landkreises Mayen-Koblenz (MYK), in dem einerseits für die hohe Lebensqualität geworben wird, der aber andererseits auch wichtige Informationen für interessierte Ärzte enthält.
Klappern gehört zum Handwerk
Ein positives Beispiel, findet Allmendingen: "Hier werden die Ärzte von der Region direkt angesprochen, man sieht, dass es hier bereits Kooperationen gibt, auf die die Ärzte zugreifen können", lobt er.
Wichtig ist Allmendingen, zu unterstreichen, dass Kommunen früh Kontakt und Gespräch zur nächsten Ärztegeneration suchen müssen. Zum Beispiel, indem sie sich bereits mit jungen Medizinern in Aus- und Weiterbildung auseinandersetzen, Famulanten fördern, Weiterbildungsverbünde unterstützen und Ärzte in Weiterbildung durch spezielle Angebote für die Region interessieren.
Die "Ärzte Zeitung" hat ein eigenes Online-Angebot für junge Ärzte geschaffen – unter anderem mit Blogs aus Medizinstudium und Weiterbildung.
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