Drohende Überlastung
Krebszentren schlagen Alarm wegen voller Intensivstationen
Krankenhäuser haben immer weniger Kapazitäten für die Versorgung von Krebspatienten. Ungewollte Priorisierung führten zu einer stillen Triage, warnen Onkologen.
Veröffentlicht:Heidelberg. Die Krebszentren warnen mit Blick auf die vollen Intensivstationen eindringlich vor den negativen Folgen für Patienten mit schweren onkologischen Erkrankungen. Schon jetzt hätten zwei Drittel der befragten Kliniken keine Kapazitäten mehr, um weitere Krebspatienten aufzunehmen, wie aus einer am Dienstag in Heidelberg veröffentlichen Erhebung der Corona-Taskforce des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft hervorgeht. Im Dezember wurden 18 große universitäre Krebszentren in Deutschland befragt.
Der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Michael Baumann sagte, bei steigenden Corona-Fallzahlen müsse man mit einem erneuten Anstieg an Patienten rechnen, die intensivmedizinisch betreut werden müssten. Die Intensivstationen könnten aber schlichtweg niemanden mehr aufnehmen. Das gelte sowohl für Corona-Patienten als auch für Menschen mit anderen schweren Erkrankungen. „Tritt dies ein, wird die Triage zum Klinikalltag“, warnte der Mediziner.
Intensivkapazitäten in vielen Regionen unter zehn Prozent
Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, Thomas Seufferlein, sagte, man müsse sich darüber im Klaren sein, dass überfüllte Intensivstationen wegen COVID-19 zu einer ungewollten Priorisierung der zu behandelnden Patientinnen und Patienten – und damit zu einer stillen Triage– führten. Der Anteil an freien Intensivkapazitäten liege wegen der Pandemie in weiten Teilen Deutschlands bei zehn Prozent oder darunter.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, appellierte an die Menschen, sich gegen Corona impfen zu lassen und sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. „Wir müssen die Zahl der Neuinfektionen unbedingt verringern, um alle schwerkranken Patienten adäquat versorgen zu können“, mahnte er. (dpa)