IGeLn mit Corona-Tests?

MDS kritisiert Aufklärung zu Antikörpertests für Selbstzahler

Zur Abklärung, ob sie COVID-19 durchgemacht haben, fragen Kassenpatienten Antikörpertests auf IGeL-Basis nach. Ärzte arbeiten hier nicht immer sauber, wettert der MDS.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Kassenpatienten fragen COVID-19-Antikörpertest auf Selbstzahlerbasis aus verschiedenen Gründen nach. Hauptmotivation ist, zu wissen, ob man Corona vielleicht schon durchgemacht hat.

Kassenpatienten fragen COVID-19-Antikörpertest auf Selbstzahlerbasis aus verschiedenen Gründen nach. Hauptmotivation ist, zu wissen, ob man Corona vielleicht schon durchgemacht hat.

© Do Ra / stock.adobe.com

Berlin. Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf den Selbstzahlermarkt für Kassenpatienten in Deutschland: Stand Ende Juli haben sechs Prozent von ihnen bereits einen Antikörpertest auf COVID-19 in einer Praxis als Selbstzahlerleistung nachgefragt oder angeboten bekommen. Das geht aus einer für Kassenpatienten zwischen 20 und 69 Jahren repräsentativen Befragung von 6854 Versicherten im Auftrag des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbands (MDS) hervor. MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick hat die Ergebnisse am Dienstag in Berlin vorgestellt.

Von den 218 Befragten, die den COVID-19-Antikörpertest als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) in Anspruch genommen haben, berichten 51 Prozent, er sei ihnen ärztlicherseits offeriert worden. 49 Prozent verlangten eigeninitiativ nach der Selbstzahlerleistung.

Die wichtigsten Ergbnisse:

  • Als Hauptmotiv für die Inanspruchnahme des Tests geben 45 Prozent der Versicherten – Mehrfachnennungen und offene Antworten waren möglich – an, sie wollten abklären lassen, ob sie COVID-19 bereits durchgemacht hätten.
  • 30 Prozent wollten wissen, ob sie immun sind und die Krankheit nicht mehr bekommen könnten.
  • 27 Prozent nannten berufliche Gründe, wie häufigen Kundenkontakt und Dienstreisen.
  • Immerhin 25 Prozent der Versicherten wollten erfahren, ob sie akut erkrankt sind.
  • 23 Prozent gehören nach eigener Aussage zu einer Risikogruppe.
  • 11 Prozent hatten Kontakt zu einer mit COVID-19 infizierten Personen,
  • 10 Prozent nahmen das Testangebot zur Sicherheit vor einem geplanten Urlaub wahr.
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Ein Dorn im Auge ist dem MDS bei all dem Corona-Testgeschehen, dass nach – der dann nicht mehr repräsentativen, aber aussagekräftigen – Auskunft der 218 betroffenen Patienten in 22 Prozent der Fälle ärztlicherseits Antikörpertests aus der Gruppe der umstrittenen Schnelltests verwendet wurden, von denen RKI, WHO und DGAUM (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin) abraten.

Weiteres Manko: Ein Drittel der Getesteten wurde nach eigener Aussage ärztlicherseits nicht darüber aufgeklärt, dass das Testergebnis mit Unsicherheit einhergeht. Vier von zehn Getesteten wurden weder vor noch nach dem Test darüber aufgeklärt, dass sie trotz positiven Ergebnisses nicht erkrankt gewesen sein könnten. „Uns ist selbstverständlich bewusst, vor welchen immensen Herausforderungen die Ärztinnen und Ärzte in der Corona-Krise stehen“, schickte Pick seiner Kritik am Corona-IGeL-Geschehen voraus. Aber: „Bei der Aufklärung und Information der Patienten ist auch beim COVID-19-Antikörpertest Luft nach oben.“

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 26.08.202011:40 Uhr

Das ist das Letzte!

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen nicmmt sich die freiheit und befragt 6854 Patienten in einer Zeit, in der wir Ärzte an der Basis nicht wissen wo uns der Kopf steht angesichts begründeter und unbegründeter Corona-Ängste.
An den Flughäfen und Bahnhöfen und an den Grenzen möchte der Gesundheitsminister am liebsten alle Reiseheimkehrer testen.

Erschwerend kam lange Zeit dazu, daß wir nur Menschen "mit Symptomen" testen sollen, wobei "erschwerend" das verkehrte Wort ist. Die andern sollten gefälligst selbst zahlen,hieß es, oder man sollte die Untersuchung ablehnen.
Erschwerend heißt, daß der Gesundheitsminister jetzt die Rolle rückwärts gemachthat und wir jetzt rigoros jeden testen sollen.

Hier wäre es angebracht, daß der MDS lautstark schimpft!

Kein Wunder, daß dann die Bitte in die Praxen kommen, man möge doch mal "einfach so, und um sicher zu gehen" testen. Die Schwerpunktpraxen stöhnen ohnehin, die Allgemeinpraxen fluchen, und genau in dieser Zeit befrägt der Medizinische Dienst eine Zahl von Menschen, die einer Kleinstadt entspricht. Nicht um statistische Aussagen zu bekommen über Inzidenz oder Verlauf, wohlgemerkt!

Wenn dann lediglich 218 von 6854 Personen zu einer Untersuchuing auf dem "Selbstzahlermarkt" zur Ader gelassen wurden, ist das ein Anlaß, für den MDS, derart in die Eisen zu steigen?
Ein wenig mehr Zurückhaltung und Selbstkritik wären angezeigt.

Um möglichen Einwänden des MDS zuvor zu kommen, ich hätte Eigeninteresse, ich nehme selbst keine Abstriche vor, und Antikörpertests fertige ich ausschließlkich zu Lasten der Krankenkasse und nur in begründeten Fällen an.


Dr. Martin Junker 26.08.202011:01 Uhr

Die pauschale Kritik des MDS/MdK ist bekannt und eigentlich nicht der Beachtung wert. Die IGeL-Bewertung im Monitoring ist so subjektiv à la Bertelsmann-Umfrage, daß man nur von lobbyistischer Un-Bewertung sprechen kann. Die verwirrenden und von einer ignoranten Politik den Ärzten übergestülpte Regelungswut, ohne erkennbare Zielrichtung und Perspektive, führt natürlich zu den verschiedensten "Auswüchsen", die immer nur marginale und ganz vereinzelte Beispiele sind. Wenn Ärzteschaft und Ihre Mitarbeiter/innen nicht, gegen die z.T. unsinnigen und uneffektiven Regelungen, so gut die Menschen versorgt hätten, wären wir auf dem Versorgungsniveau wie in einigen Problemstaaten. Vom "Klatschen auf dem Balkon" hört und merkt man NICHTS mehr! Unstreitig ist das Infektionsschutzgesetz Aufgabe des ÖGD - der allerdings unverändert völlig unvorbereitet für alle zusätzlichen Aufgaben ist!
Die "Experten" des MdK haben ein (gut-)schlechtachtliches Niveau, was sie als Berater und Kritiker des Systems disqualifiziert! Wenn Pflegebegutachtungen nur von Hilfskräften und dann noch aus Angst vor dem eigenen Risiko als Telefon-Umfrage gemacht werden, selbst bei Widersprüchen (und von derselben Abteilung), dann muß man jede Anerkennung der wissenschaftlichen Wertigkeit dieser die menschlichen Schicksale weitgehend ignorierenden, selbstherrlichen Institution versagen! Nach über 43 Jahren hausärztlicher und berufspolitischer Tätigkeit schäme ich mich für eine solche Gesundheitspolitik!

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