EBM-Hausarztkapitel
MFA-Förderung ruft Kritiker auf den Plan
Große Kontroverse um die neuen Leistungen für MFA im EBM: Im Mittelpunkt der Kritik durch viele Hausärzte stehen die Abrechnungsvoraussetzungen und der bürokratische Aufwand.
Veröffentlicht:STUTTGART/KÖLN. 132 Millionen Euro sollen in die Förderung der hausärztlichen Grundversorgung fließen, so sieht es die Honorarvereinbarung 2015 vor. Angekündigt war, damit den Einsatz "von besonders qualifizierten nichtärztlichen Mitarbeiterinnen auch in nicht unterversorgten Gebieten" zu finanzieren. Die kürzlich bekanntgegebene Konkretisierung dieses Vorhabens sorgt nun für einigen Unmut.
"Inakzeptabel und geradezu grotesk" etwa findet der Vorstand der KV Baden-Württemberg, dass die Qualifikationsvoraussetzungen für nichtärztliche Praxisassistentinnen so hoch angesetzt würden, dass selbst bereits erfahrene VERAH sich nachschulen lassen müssten. Außerdem sei die Neuausbildung von Praxisassistentinnen so teuer, dass der beabsichtigte Honorarzuwachs für 2015 weiter geschmälert werde.
In einem Schreiben an KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sowie Vorstandsvize Regina Feldmann fordert die KVBW, wie bereits berichtet, das Unterschriftenverfahren zur Novellierung des EBM-Hausarztkapitels auszusetzen und mit dem GKV-Spitzenverband nachzuverhandeln.
Neben dem zusätzlichen bürokratischen Aufwand durch erneute Meldung aller Patienten einer Praxis, die in Selektivverträgen versorgt werden, kritisiert der KV-Vorstand vor allem die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um die neuen Ziffern abrechnen zu dürfen. 860 Patienten pro Quartal oder 160 Patienten älter als 75: Damit werde "der Hälfte aller Hausärzte im Lande ein Honorarzuwachs von 0,8 Prozent verweigert".
Auch Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender des Ärzteverbunds MEDI Baden-Württemberg, ist mit der geplanten MFA-Honorierung unzufrieden. Sein Vorwurf an die KBV: "inkompetente Verhandlungsführung". Deshalb könne jetzt "nur ein Teil der Hausärzte die neue Honorierung abrufen".
Ähnlich hatte sich unlängst bereits der Deutsche Hausärzteverband zu Wort gemeldet. Dessen Gesamtvorstand fordert, die für Hausärzte in der Honorarvereinbarung 2015 vorgesehenen Gelder "allen Hausärzten direkt und ohne zusätzliche Anforderungen zukommen zu lassen". Laut Vorschlag der Delegiertenversammlung vom September solle das Geld "als Zuschlag zur Chronikerpauschale (GOP 03220) zur Verfügung gestellt werden".
Auch dem Hausärzteverband ist die Regelungsdichte rund um die neuen EBM-Ziffern ein Dorn im Auge. Während die Fachärzte durch die geplante Erhöhung ihrer Strukturpauschale gleichmäßig profitierten, sei für Hausärzte "ein hoch komplexer und diskriminierender Hürdenlauf vorgesehen". Zudem würden Hausärzte, die an der HzV teilnehmen, vom Honorarzuwachs "praktisch ausgeschlossen". Der Verband kündigte an, gegen diesen Honorarbeschluss des Bewertungsausschusses notfalls juristisch vorgehen zu wollen. (cw)