Elbland Kliniken

MVZ-Steuermann weist Praxen und Gemeinden den Weg

Nordwestlich von Dresden entsteht seit sieben Jahren ein ganzes Netz von MVZ und Arztpraxen unter der Dachmarke Elbland Polikliniken. Der Betreiber nutzt alle Möglichkeiten, die das Vertragsarztrecht hergibt, und sichert so die Versorgung vor Ort.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Steuer fest in der Hand: Die Elbland Polikliniken geben den MVZ-Praxen die Richtung vor.

Steuer fest in der Hand: Die Elbland Polikliniken geben den MVZ-Praxen die Richtung vor.

© Anton Sokolov / fotolia.com

DRESDEN. "Wir sind dort hingegangen, wo wir gerufen wurden", sagt Ralph Schibbe, Geschäftsführer der Elbland Polikliniken.

Der gelernte Krankenpfleger und Ökonom leitet die wirtschaftlich selbstständigen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) der kommunalen Elbland Kliniken GmbH seit fünf Jahren. Die Anfänge 2007 hat er nicht miterlebt.

Mit zwei Praxen ging es nordwestlich von Dresden los. Heute hat Schibbe 15 Arztpraxen und drei Praxen für Physiotherapie an sieben Standorten mit insgesamt 49 Mitarbeitern unter seinen Fittichen. Neun ärztliche Fachrichtungen sind dort vertreten, darunter auch die Allgemeinmedizin mit vier Praxen.

Die Arztpraxen sind in vier MVZ zusammengefasst und arbeiten zum Teil als Zweigstellen. Gemeinsam haben sie 2013 knapp 60.000 Patienten versorgt. Der Kooperationsgrad der Praxen schwankt zwischen drei und 20 Prozent. Die Praxen arbeiten wirtschaftlich.

"Ketzerisch könnte man sagen, wir sind ein Sammelsurium von Einzelpraxen", sagt Schibbe. Doch dahinter steckt eine Idee: Die Elbland Polikliniken wollen so Versorgung dezentral und wohnortnah sichern. Vorerst sind weitere Zweigstellen jedoch nicht mehr möglich. Denn nun reicht die Zahl der beschäftigten Ärzte an den Hauptsitzen der MVZ nicht mehr aus, um weitere Nebenstellen zu gründen.

Mal arbeiten im MVZ, mal in der Klinik

In den vier MVZ der Elbland Polikliniken arbeiten viele Ärzte aus den drei zum Konzern gehörigen kommunalen Krankenhäusern. Manche sind vier Tage pro Woche im MVZ und einen Tag an der Klinik, bei anderen ist das Verhältnis umgekehrt.

 "Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz haben wir aus unserer Sicht ausgeschöpft bis zum Anschlag", sagt Schibbe. Mit der Gewinnung von Ärzten hat das MVZ-Netz bislang keine Probleme.

Es erhält immer wieder Bewerbungen von Ärztinnen und Ärzten. Eines ist den Bewerbern gemeinsam: Alle betonen, dass ihnen die Zusammenarbeit im ärztlichen Team wichtig ist.

Die Kommunikation zwischen den dezentralen Praxen und der Zentrale ist jedoch manchmal nicht ganz einfach. Mal scheitert sie an veralteter Technik, mal daran, dass das Internet in den ländlichen Regionen nicht funktioniert.

Dennoch streben die Elbland Polikliniken auch Versorgungsprojekte an, bei denen viele Praxen zusammenwirken. Sektorübergreifende Konzepte unter Einbeziehung der drei Kliniken haben sie unter anderem zur Schmerztherapie, zur Prävention und für die Versorgung psychisch Kranker entwickelt. Dazu finden nun auch erste Verhandlungen mit Krankenkassen statt.

Kooperationen mit Gemeinden

Auch die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) im Bereich der Onkologie ist für die MVZ-Gruppe interessant. Allerdings seien die Vorgaben für den ländlichen Bereich "etwas theoretisch", so Schibbe, denn es sei fast unmöglich, dass der Strahlentherapeut dort in 30 Minuten vor Ort ist.

Schibbe mutmaßt: "Es könnte also durchaus sein, dass es politisch gewollt ist, dass ASV im ländlichen Raum nicht stattfindet."

Wenn die Elbland Polikliniken künftig in weitere Gemeinden zur Übernahme von Arztpraxen gerufen werden, dann wollen sie die Gemeinden ins Boot holen. Eine erste Kooperation ist bereits umgesetzt.

Die Gemeinde Großröhna hat in einem Gebäude moderne Praxisräume einrichten lassen, die das MVZ nun zu ortsüblicher Miete nutzen kann. Nach diesem Prinzip kann Schibbe sich auch weitere neue Standorte vorstellen.

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