Private Medizinausbildung

Medical Schools in der Kritik

Medical Schools sprießen wie Pilze aus dem Boden – jenseits staatlicher Aufsicht. Wer hier studiert, wird möglicherweise nicht als Arzt approbiert.

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Ziel des Medizinstudiums ist die Approbation doch die ist bei den neuen Medical Schools nicht immer gesichert.

Ziel des Medizinstudiums ist die Approbation doch die ist bei den neuen Medical Schools nicht immer gesichert.

© CandyBox Images / fotolia.com

FRANKFURT. Die Gründung von Medical Schools in Deutschland in Kooperation mit ausländischen Universitäten nimmt stetig zu. Neben Planungen für zwei weitere staatliche Fakultäten (Augsburg und Brandenburg) seien derzeit fünf staatsübergreifende Medizinerausbildungen gestartet oder geplant, hieß es auf dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) in Frankfurt.

Bei den staatsübergreifenden Neugründungen werde meist mit Universitäten in Ungarn, Polen, Rumänien, England oder Österreich kooperiert. Damit entfällt oftmals die Akkreditierung und Begutachtung durch deutsche Stellen, da es in vielen Landeshochschulgesetzen dafür keine Rechtsgrundlage gibt, beklagten die Mitglieder des MFT.

„Viele neue Medical Schools arbeiten ohne Akkreditierung vom Wissenschaftsrat. Auch die Länder als Aufsichtsbehörden interessiert das oft nicht“, sagte Professor Heyo Kroemer, Präsident des MFT und Dekan der Unimedizin Göttingen.

Der Trend zur Gründung von Medical Schools ist nach Angaben von Professor Peter Dieter, Präsident der Association of Medical Schools in Europe (AMSE), weltweit zu beobachten. Seit 2009 habe es einen Zuwachs von 30 Prozent vor allem bei privaten Medical Schools gegeben.

Modell in Nürnberg steht in der Kritik

Heftige Kritik äußerten die Hochschullehrer und Dekane an der Konstruktion in Nürnberg, bei dem das Nürnberger Klinikum mit der Universität in Salzburg zusammenarbeitet. „Bei der Gründung wurde auf die Beratung durch ärztliche Institutionen verzichtet“, sagte Professor Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereiches Medizin in Frankfurt.

Auch AMSE-Präsident Dieter äußerte Zweifel, ob beispielsweise ausreichend in den Fächern Anatomie oder Biochemie unterrichtet werden würde. Auch die Medical School Kassel, die die universitäre Ausbildung in Southampton in England anbietet, wurde kritisiert.

Die Aufsichtsbehörden in den Ländern, die die Akkreditierungs-Wünsche der neuen Studiengänge prüfen müssen, erklärten sich oftmals nicht zuständig. „Im Fall von Kassel fühlte sich weder das Wissenschafts- noch das Sozialministerium in Hessen zuständig“, erklärte Dr. Thomas Spies, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im hessischen Landtag.

„Die Bundesländer haben aber auch die Aufsicht über private Hochschulen“, sagte Professor Georg Sandberger von der Juristischen Fakultät in Tübingen. In Baden-Württemberg stehe im Hochschulgesetz, dass das Land sich eine eigene Akkreditierung vorbehalte.

Länder schließen oft die Augen

„Somit sind die Anbieter bei uns noch nicht aufgetaucht“, so Sandberger. „Viele Länder verschließen die Augen“, mahnte Professor Max-Emanuel Geis aus Erlangen, der ein rechtswissenschaftliches Gutachten zu „Franchising von Medical Schools“ für den Fakultätentag erstellt hat.

Ob die Landesärztekammer die Ausbildung an den ausländischen Universitäten analog zur deutschen Approbation anerkennen wird, ließ Dr. Susanne Johna, Präsidiums-Mitglied der Landesärztekammer Hessen und Landesvorsitzende des Marburger Bundes, offen.

„Mich persönlich würde es aber wundern, wenn eine volle Approbation erteilt werden würde“, so Johna. Vorstellbar sei, eine vorübergehende Berufserlaubnis zu erteilen, sodass unter Aufsicht gearbeitet werden könne und danach eine Prüfung bei der Landesärztekammer abgelegt werden müsse.

Dies könne aber nicht auf die Weiterbildungszeit angerechnet werden, so Johna bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt. (bee)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zum Medizinstudium: Studium in der Grauzone

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