Arzneimittelsicherheit
Medikationsplan bringt Interoperabilität voran
Arztnetze testen auch immer wieder Wege des Medikationsmanagements. Ein Projekt hat es sogar in den Innovationsfonds geschafft.
Veröffentlicht:Polypharmazie birgt bekanntlich Risiken für Patienten. Kennen Hausärzte die genaue Medikation ihrer Patienten, lassen sich Gefahren verringern, und die Anzahl der verschriebenen Präparate kann gesenkt werden. Das berichtete Dr. Martin Mansfeld von dem Ärztenetz Gesundheitsregion Siegerland über das im Netz verwendete Modul Polypharmazie. "Die durchschnittliche Medikation konnte bei den teilnehmenden Patienten von elf auf zehn Wirkstoffe gesenkt werden", sagte er auf dem Kongress für Gesundheitsnetzwerker in Berlin. Die Medikamentenkosten pro Patient und Quartal fielen demnach um 92 Euro niedriger aus.
An dem Projekt nahmen Haus- und Fachärzte der Region Siegen teil sowie 200 Patienten, die mindestens fünf Medikamente gleichzeitig einnahmen. "Von der KV Westfalen Lippe haben wir die Verordnungen aller Verordner erhalten, also auch von den Fachärzten", sagte Mansfeld. Die Patienten mussten für ihre Teilnahme der Verwendung ihrer Daten zustimmen.
Das Nachfolgeprojekt "Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management" (AdAM) ist größer angelegt. Vorgesehen ist die Teilnahme von 1400 Ärzten und mindestens 28.000 Patienten, so Mansfeld. Für das Projekt, an dem neben der KVWL die Barmer beteiligt ist, sind Gelder aus dem Innovationsfonds geflossen. Modellregion ist Westfalen Lippe. Derzeit werden Ärzte für ihre Teilnahme angefragt, sagte Mansfeld. Voraussetzung ist, dass sie ans KV-Safenet angeschlossen sind. Darüber sollen die Daten zusammengeführt werden.
Auch der bundeseinheitliche Medikationsplan soll bei AdAM eine Rolle spielen. "In dem AdAM-Modell wird der Medikationsplan erstellt", berichtete Mansfeld. "Das Projekt spiegelt nicht nur die Medikation der Patienten, sondern auch Heil- und Hilfsmittel und andere Versorgungsdaten."
Aus Sicht von IT-Herstellern im Gesundheitsbereich ist der bundeseinheitliche Medikationsplan ein Schritt in Richtung einer vernetzten Versorgung. "Die elektronische Patientenakte ist das Instrument, in dem alle Patientendaten gebündelt werden sollen", sagte Ekkehard Mittelstaedt, Geschäftsführer des Bundesverbands Gesundheits-IT. "Dazu gehört auch der Medikationsplan."Seit Oktober 2016 können Patienten von ihrem Hausarzt den bundeseinheitlichen Medikationsplan in Papierform einfordern, wenn sie drei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen.Dafür hat der Gesetzgeber erstmals geregelt, was erfasst wird und mit welcher Begrifflichkeit. Außerdem soll der elektronische Medikationsplan folgen, an dessen technischen Spezifikationen derzeit gearbeitet wird.
Ziel der Digitalisierung muss es nach Mittelstaedts Dafürhalten sein, die Systeme so miteinander zu vernetzen, dass sich aus den Daten zusätzliche Informationen gewinnen lassen. "Dafür braucht man Interoperabilität und da hat der bundeseinheitliche Medikationsplan einiges gebracht", sagte er. (tau)