Kurzporträt

Medizinstudentin mit vielen Zielen: Leyla Yologlu

Für viele ist das Medizinstudium bereits anspruchsvoll genug. Leyla Yologlu gründet neben der Uni ihr eigenes Start-up – und will jetzt noch parallel Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni studieren.

Von Christian Bellmann Veröffentlicht:
Leyla Yologlu

Leyla Yologlu

© privat

Eine Tätigkeit in der Medizin – dieser Berufswunsch stand für Leyla Yologlu schon lange fest. Die 26-Jährige, deren Familie vor ihrer Geburt aus der Türkei nach Deutschland immigrierte, kam schon früh mit medizinischen Themen und Problemen in Kontakt. „Aufgrund der Sprachbarriere war ich sehr oft bei Arztterminen dabei“, berichtet Yologlu. In ihrer Umgebung habe sie viele Personen mit chronischen Erkrankungen erlebt und intensiv begleitet. „Das hat mich schon früh stark geprägt“, sagt sie.

Yologlu studiert im sechsten Semester Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie ist Stipendiatin des mit 4.000 Euro dotierten Programms „Medical Excellence“, mit dem der Finanzdienstleister MLP Studierende der Human-, Zahn- und Tiermedizin unterstützt. Darüber hinaus werden drei Sonderstipendien für die Fachgebiete „Hausarzt“, „Neurowissenschaften“ und „Pädiatrische Hämatologie/Onkologie“ vergeben.

Nach dem Abitur hat Yologlu von 2018 bis 2021 an den Augusta Kliniken in Bochum und der daran angeschlossenen Augusta Akademie erst einmal eine Ausbildung zur operationstechnischen Assistentin absolviert. „Schon in der Ausbildung hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein“, berichtet sie. „Ich habe mich sehr wohl gefühlt im klinischen Umfeld und war schnell fasziniert von Chirurgie und Anatomie.“

Nach Ausbildung folgt das Studium

Während der Ausbildung habe sie jedoch gemerkt, dass sie eine assistierende Tätigkeit auf Dauer nicht ausfüllen wird. „Ich wollte mehr und hatte den Wunsch, mit dem, was ich mache, stärker bei der eigentlichen Problemlösung dabei zu sein.“

Zum Wintersemester 2021/22 hat sie ein Medizinstudium in Düsseldorf aufgenommen. Dabei handelt es sich um einen Modellstudiengang: Die Semester sind in Blöcke unterteilt, das schafft schon früh eine Verbindung des vorklinischen und des klinischen Teils. „Das Studium ist dadurch viel praxisbezogener, man kommt sehr früh mit den Erkrankungen in Berührung“, sagt Yologlu.

Im September steht das erste Staatsexamen an, das im Düsseldorfer Modellstudiengang erst im dritten und nicht bereits im zweiten Studienjahr erfolgt. Wenn das Studium abgeschlossen ist und sie entsprechende Erfahrungen im klinischen und fachärztlichen Bereich gesammelt hat, kann sich Yologlu eine Niederlassung in der hausärztlichen Versorgung als Fachärztin für Allgemeinmedizin oder für Innere Medizin sehr gut vorstellen. „Die hausärztliche Versorgung ist enorm wichtig, sie ist die erste Instanz und deshalb von zentraler Bedeutung.“

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Gründung eines Start-ups zur Gesundheitsaufklärung

Neben dem arbeitsintensiven Studium befindet sich Yologlu gerade in der Gründungsphase eines eigenen Start-ups, das sich der Gesundheitsaufklärung verschrieben hat. „In der Klinik und im Praxisalltag sind die Ressourcen knapp, Zeitdruck und Personalmangel führen dazu, dass ausführliche Gespräche oft nicht stattfinden können“, sagt sie. Das Problem sei, dass bei vielen Patienten aber erst nach einem Arzttermin, bei dem sie eine Diagnose erhalten haben, Fragen aufkommen. „Schnell einen Folgetermin zu vereinbaren, ist oft schwierig, stattdessen wird dann Google bemüht.“

Ziel des Start-ups namens ManageMed sei es, diese Patienten abzuholen und zu begleiten, auch in emotionaler Hinsicht. „Wir wollen eine Schnittstelle bilden zwischen ärztlicher Versorgung und Seelsorge, was vor allem bei chronischen Erkrankungen wichtig ist“, sagt Yologlu. Mit dem Angebot will sie auch auf die zunehmende Überlastung von Arztpraxen, Notaufnahmen und psychotherapeutischen Praxen reagieren. „Vor diesem Hintergrund finde ich es sehr wichtig, dass Lösungen gefunden werden, um Patienten eine Anlaufstelle für das wichtigste aller Themen, die eigene Gesundheit, zu geben.“

Parallelstudium der Wirtschaftswissenschaften

Es sei schwer, mit einem solchen Projekt im Gesundheitswesen Fuß zu fassen, räumt sie ein. „Meine Vision ist es, dass wir einmal so weit sind, dass Ärztinnen und Ärzte uns empfehlen und die Krankenkassen solche Leistungen bezahlen“, sagt sie.

Auch mit Blick auf ihr Gründungsvorhaben will die Medizinstudentin, die eine Begabtenförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes erhält, ab dem Wintersemester 2024/25 ein Parallelstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen beginnen.

Mit den 4.000 Euro, die sie über das MLP-Stipendium „Medical Excellence“ erhält, will sich Yologlu einen langjährigen Traum erfüllen: einen Auslandsaufenthalt im englischsprachigen Raum. Ob sie diesen Aufenthalt für eine Famulatur, ein PJ oder eine forschende Tätigkeit nutzt, ist noch nicht entschieden. In die konkrete Planung ist Yologlu noch nicht eingestiegen – jetzt steht erst einmal das Staatsexamen an.

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