Telemonitoring
Neuer Schwung in Österreich und Schweden
Der Nationale Fachkongress Telemedizin hat vor Augen geführt, wie weit einige europäische Länder in puncto Telemonitoring bereits sind.
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Alle Patientendaten auf einer Plattform zugänglich – das ist Ziel der elektronischen Patientenakte.
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BERLIN. Mehrere Gesundheitssysteme in Europa wollen elektronische Patientenakten (ePA) nutzen, um Telemonitoring bei chronischen Erkrankungen anzubieten. Auch in Deutschland soll das Medizinnetz die Telemedizin voranbringen.
In Österreich wird seit Dezember 2015 eine elektronische Patientenakte (ELGA) eingeführt, die Patienten und den sie behandelnden Ärzten medizinische Dokumente dezentral zugänglich macht. Bisher werden Krankenhäuser angebunden, ambulant arbeitende Ärzte sollen ab 2017 folgen.
Dass bereits über den reinen Datenspeicher hinaus gedacht wird, machte Dr. Andrea Braga von der österreichischen Gesellschaft für Telemedizin und E-Health in Berlin beim Nationalen Fachkongress Telemedizin deutlich. Die "Ärzte Zeitung" war Medienpartner bei der Veranstaltung.
Verankerung in DMP
Eines der Ziele sei, dass Telemonitoring-Anwendungen Teil der IT-Infrastruktur werden, so der Arzt. Im Vordergrund stehen dabei zunächst drei Indikationen, nämlich Diabetes, Herzinsuffizienz und die Implantatnachsorge. Danach soll möglicherweise die COPD folgen.
Der Plan ist, dass österreichische Ärzte im Rahmen der auch dort existierenden Disease-Management-Programme ihren Patienten Telehealth-Dienste wie etwa digitale Blutzucker- oder Gewichtskontrollen empfehlen können.
Dank ELGA soll dies über eine standardisierte IT-Architektur erfolgen. Die Patienten können also ihre Endgeräte wählen, und dann für die Datenübermittlung die elektronische Akte nutzen. Dazu ist natürlich eine einheitliche "Telemonitoring-Schnittstelle" nötig.
Und außerdem müssen die Messgeräte gewissen technischen Standards genügen, um über Apps und ePA hinweg kommunizieren zu können.
Die Österreicher setzen dabei auf die Standards der internationalen Organisation Continua. Ende des Jahres sollen entsprechende Implementierungsleitlinien vorgelegt werden. Braga rief auch deutsche E-Health-Experten auf, das Dokument zu kommentieren.
Das Problem ist, dass Continua-Standards in Europa bei den Geräteherstellern noch nicht weit genug verbreitet sind. "Es fehlen noch geeignete Geräte", sagte auch Sara Meunier von der für die Vernetzung des Gesundheitswesens in Schweden zuständigen Organisation INERA.
Schweden plant in Sachen Telemonitoring ganz Ähnliches wie die Österreicher, und beide Länder sowie einige weitere skandinavische Länder kooperieren eng. Wie in Österreich, gibt es in Schweden eine flächendeckende elektronische Gesundheitsakte, über die die Telemonitoring-Daten übertragen werden sollen.
Zuversicht von Seiten der gematik
Auch in Deutschland soll die künftige Telematikinfrastruktur für nicht-administrative Anwendungen wie Telemonitoring geöffnet werden. Dazu müssen freilich erst die Tests der ersten administrativen Anwendung erfolgreich verlaufen, des Online-Updates der Versichertendaten.
Gematik-Sprecher Benno Herrmann gab sich in Berlin betont entspannt. Zwar habe der 30. Juni 2016 als Starttermin für das Online-Update nicht gehalten werden können: "Das Jahr werden wir aber erreichen", versicherte er.