Kommentar
Niederlassung mit Anlauf?
Die aktuelle Umfrage des Hartmannbundes unter Assistenzärzten zeigt einmal mehr die Skepsis des Nachwuchses vor der Niederlassung in eigener Praxis.
Demnach streben zwar mehr als die Hälfte der befragten Assistenzärzte eine Arbeit in der ambulanten Medizin an, aber nur knapp 27 Prozent beabsichtigen, sich in eigener Praxis niederzulassen, ebenso viele wollen sich in einem MVZ oder in einer Praxis anstellen lassen.
Das muss nun nicht gleich heißen, dass die freiberuflich tätigen Ärzte vom Aussterben bedroht sind. Denn wer einmal in der ambulanten Medizin angekommen ist, nimmt die Niederlassung in eigener Praxis im zweiten Anlauf oft doch noch ins Visier.
So ist aus manchen KV-eigenen Praxen zu hören, dass angestellte Ärzte beim Abgleich ihres Gehaltszettels mit den Honorarbescheiden, die eine Praxis für die Betreuung derselben Patienten bekommen würde, leicht in Versuchung kommen, doch in die Selbstständigkeit zu gehen.
Hinzu kommt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durchaus auch in eigener Praxis erreicht werden kann, selbst in Einzelpraxen.
Die Umfrage zeigt damit nicht zuletzt, dass Ärzte, die ihren Praxissitz abgeben wollen, einen langen Atem brauchen. Der Verkauf von Einzelpraxen führt häufig über den Umweg einer Kooperation - die mit der Anstellung eines jungen Kollegen beginnen kann.
Solche Kooperationen zu erleichtern ist eine der Aufgaben der Selbstverwaltung - und des Gesetzgebers. Es wäre ein Baustein für die Sicherung der Versorgung auch in ländlichen Gebieten.
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