Anlagen-Kolumne
Nullzins sorgt für Windstille am Aktienmarkt
Im Schnitt mussten amerikanische Aktionäre in den zurückliegenden 25 Jahren jeden dritten Tag mit Schwankungen von mehr als einem Prozent leben. Aktuell ist die Tagesvolatilität auf ein Niedrigstniveau zurückgefallen.
2011 wackelte der Markt noch an 170 Tagen und 2008 an gut 130 Tagen um mehr als einen Prozentpunkt. In diesem Jahr sind es bis dato gerade einmal 16 Tage, die Schwankungen von über einem Prozent mit sich brachten.
Die Notenbanken konnten offensichtlich mit ihrer Nullzinspolitik die Märkte ruhigstellen. Das suggeriert den Anlegern eine hohe Sicherheit und strahlt positiv auf die Realwirtschaft aus. Eines ist aber gewiss: Die Volatilität wird zurückkommen.
Je länger die Notenbanken mit Billiggeld die Vermögenspreise nach oben treiben, umso heftiger wird die Volatilität zurückkehren. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, persönlich mit einem sehr gut vernetzten ehemaligen Notenbankchef zu sprechen. Seine Einschätzung: Die Zinsen werden niedrig bleiben. Eine Normalität in der Zinspolitik werden wir wohl erst wieder in 20 Jahren sehen.
Durch diese ultraexpansive Geldpolitik befindet sich im Markt enorm viel, jedoch wenig rentable Liquidität. Darüber hinaus horten die Unternehmen viel Geld in der Kasse und zögern mit Investitionen.
Auch dieses Geld will gut verzinst angelegt sein. In der Konsequenz wird es also weiterhin zu Vermögensumschichtungen in risikoreichere Anlageformen kommen, deren Preise infolgedessen weiter steigen werden.
Meiner Meinung nach sind europäische Aktien gegenwärtig noch nicht zu teuer. Hohe Dividendenzahlungen sowie eine gute Substanz machen viele Unternehmen zu interessanten Übernahmekandidaten. Etliche dieser Firmen stellen weiterhin eine Alternative bei der Geldanlage dar. Wer mit Schwankungen leben kann, der wird mit Qualitätsaktien die zinslose Zeit gut überbrücken.