Tipps
"Rat einholen zeugt von Stärke"
Wie bindet man Weiterbildungsassistenten in Notfall- und Bereitschaftsdienst ein? Oberarzt Dr. Matthias Krüger gibt Tipps – sowohl für die Ärzte in Weiterbildung als auch für die diensthabenden Kollegen.
Veröffentlicht:Jeder Weiterbildungsassistent muss auch die Notfall- und Bereitschaftsdienste in der Weiterbildung durchlaufen. Das ist nicht immer leicht, mitunter sehr stressig und auch nervenaufreibend, aber eben das "Salz in der Suppe". Die ersten Dienste verlangen einem viel ab: Notfälle auf der Station, die Notfallambulanz ist voll, und ständig klingeln das Telefon oder der Pieper. Am Anfang denkt man: "Das schaffe ich nie! Wann geht der Dienst endlich vorbei?" Aber mit zunehmender klinischer Tätigkeit, vermehrten Diensten und Vertiefung der medizinischen Kompetenz gewinnt man an Sicherheit und die Dienste verlieren ihren Schrecken.
Die Notfallambulanz ist die Eintrittspforte ins Krankenhaus. Bis zu 40 Prozent der stationären Patienten einer Klinik durchlaufen die Notfallambulanz. Hier werden wichtige Weichen in Diagnostik und Therapie gestellt. Doch im Bereitschaftsdienst ist man mitunter für sehr viele Patienten zuständig. Nicht immer kennt man deren Krankheitsbild, deren Therapie oder geschweige denn deren Anamnese. Dies impliziert natürlich auch, dass dies keine Tätigkeit für einen jungen Weiterbildungsassistenten ist, der gerade die universitäre Ausbildung beendet hat.
Viele Ärzte in Weiterbildung haben daher Angst vor Überforderung. Sie denken, dass ihr Wissen und ihre klinischen wie technischen Fähigkeiten noch nicht ausreichen. Doch Angst vor Entscheidung und vor Fehlentscheidungen kann blockieren. Aus meiner Erfahrung würde ich folgende Tipps mit auf den Weg geben:
Gehen Sie vorbereitet in die Dienste. Glauben sie an ihr Wissen und Können. Zur Not gibt es immer einen erfahrenen Kollegen, der ihnen hilfreich zur Seite steht.
Das ABC der Notfallversorgung sollte jeder beherrschen. Es hat sich in unserer Klinik bewährt, dass der unerfahrene Weiterbildungsassistent in den ersten sechs Monaten zunächst auf der Station tätig wird, um die Abläufe in der Klinik und die Arbeitsweisen kennenzulernen. Es ist zu empfehlen, dass eine sogenannte Dienstbefähigung von der Klinikleitung erarbeitet wird. Dieser Befähigungsnachweis sollte ganz genau festlegen, welche Befähigung der Weiterbildungsassistent für eine Tätigkeit in der Notfallambulanz und den Bereitschaftsdienst benötigt. In einem kleinen curricularen Programm von nicht mehr als sechs Monaten kann dies problemlos in jede Klinik implementiert werden. Es vermag die Angst vor solchen Diensten zu mildern und fördert die medizinische Behandlungsqualität.
Besuchen Sie vor dem ersten Dienst einige Notfallambulanzen und machen Sie sich mit Arbeitsabläufen vertraut. Förderlich ist es, bis zu zehn Dienste "mitzulaufen", bevor man seinen ersten Dienst macht. Die bedeutet, dass man einem erfahrenem Diensthabenden in seiner Tätigkeit begleitet und die eine oder andere Tätigkeit in diesen Diensten vielleicht schon übernimmt. Diese Supervision und das Mentoring sind sehr hilfreich. Sollte dies Ihre Klinik nicht anbieten, so fragen Sie, ob Sie dies freiwillig machen dürfen. Es lohnt sich!
Verlangen Sie in den ersten Diensten eine genaue Übergabe der Patienten, welche auf den zu betreuenden Stationen von den behandelnden Ärzten als kritisch eingestuft werden. Denken Sie daran, regelmäßig Pausen zu machen, damit Sie frisch bleiben im Geist und in Ihren Entscheidungen!
Bleiben Sie immer ruhig und besonnen. Es können immer Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat. Lassen sie sich von der Hektik nicht anstecken. Gewöhnen Sie sich an, Patienten in der Notfallambulanz und auf den Stationen in eine Art Triage einzuordnen. Dies hilft die wirklichen Notfälle von den Bagatellen zu unterscheiden. Machen Sie sich zu den neu aufgenommen Patienten und Problemfällen auf Station Notizen. Ich hatte etwa immer ein Dienstbuch dabei. Hier waren auch wichtige Telefonnummern, Notfallmedikamente, Diagnose- und Therapiealgorithmen vermerkt.
Holen sie sich Rat und Hilfe, wenn sie nicht weiterwissen oder mit der Situation überfordert sind. Es zeugt von Stärke und nicht von Schwäche, wenn man dies frühzeitig erkennt. Bei allen Entscheidungen müssen Sie immer ruhig schlafen können, sonst informieren Sie ihren vorgesetzten ärztlichen Kollegen – auch wenn es Mitternacht oder gar später ist. Und zu guter Letzt: Hören Sie auf erfahrene Schwestern oder Pfleger!
Dr. Matthias Krüger
Alter: 46
Aktuelle Position: Facharzt für Chirurgie, Oberarzt in Magdeburg
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